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Strandkorb-Geflüster

Lockdown wg. Corona.
Und nun?

Brot backe ich auch hin und wieder selbst. Ich koche auch leidenschaftlich gern. Selbst. Ansonsten brauche ich nicht so wahnsinnig viel. Außer:

  • meine Familie und Freunde, mit denen ich meine Gedanken teilen kann.
  • Restaurants, um mal eben um die Ecke essen zu gehen und in denen ich mich freundlich bedienen lassen kann.
  • das eine oder andere Glas guten Wein.
  • frische Milch, Käse und Gemüse aus der Region – zum Frühstück, Mittag, Abendbrot.
  • einen Friseurbesuch alle sechs Wochen.
  • Blumen – zu meiner Freude und der der anderen.
  • Musik, was zu lesen und zum Staunen wie Landkunststück e. V.
  • ein paar neue Socken zu gegebener Zeit.
  • Benzin fürs Auto, um hin und wieder zu schauen, was sich jenseits des Paradieses tut, in dem ich lebe.

So könnte es gehen …

Nur jetzt frage ich mich, ob es die Friseurin, den Bäcker, den Fleischer, den Landgasthof oder Griechen, das Kaufhaus, den Blumenladen, die Konzerte, die Kunst, die Magazine noch geben wird, wenn wir in drei Monaten oder irgendwann diese schwierige Herausforderung gemeistert haben werden. Es werden nicht alle von ihnen übrigbleiben.
Aber wenn wir unser Brot (zumindest meistens) wieder beim Bäcker kaufen, der Friseurin den gesparten Betrag beim nächsten Mal obendrauf legen, wie eine Bekannte vorschlug, in den Hofläden der Bauern einkaufen statt im Supermarkt, den Mittagstisch beim Schlachter im Dorf oder im Restaurant zur Außer-Haus-Lieferung bestellen und die vielen namenlosen MusikerInnen und YoutuberInnen mit einer Spende bedenken, weil sie uns kostenlos online unterhalten, beim lokalen Buchhändler online Lesestoff besorgen (statt bei Amazon), Blutspenden gehen beim DRK-Ortsverein undsoweiterundsofort, dann könnten es einige von denen, die unser bisher Leben bereichert haben, vielleicht doch schaffen.

Es trifft (fast) alle

Ich weiß, das Geld wird knapp – vor allem für kleine Unternehmen, Solo-Selbstständige und Freiberufler wie mich. Aber die Tatsache, dass wir alle im selben Boot sitzen und gemeinsam in eine Zukunft #nachCorona starten wollen, bringt uns vielleicht gemeinsam auf neue Gedanken, wie wir einander helfen können.

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Bücher/Inspiration

Zeit zum Lesen

Als Kind vom Land interessiere ich mich naturgemäß für „grüne“ Themen – liegt auf der Hand, oder? Dass ich mit einer Biografie über einen „Grünen“ beauftragt wurde, ist aber (fast) ein reiner Zufall.

Kann der Kanzler?

Robert Habeck – eine Biografie, FBV 2020

Er war Philosoph, Schriftsteller und Familienmensch, Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Heute bildet Robert Habeck gemeinsam
mit Annalena Baerbock die Doppelspitze von Bündnis 90/Die Grünen. Einst als »Müsli-Esser« und »Ökospinner« abgetan, gewinnt die Partei immer mehr Anhänger. Dabei spielt Robert Habeck eine zentrale Rolle. Aber wie kam es zu seinem Aufstieg? Welchen Personen und welchen Umständen verdankt er seine Karriere? Und welchen Eigenschaften? Dies ist die Annäherung an einen Mann, der sich vorgenommen hat, die politische Landschaft Deutschlands zu verändern.

„Die Autorin bleibt durchgängig in sachlicher Distanz zu ihrem Protagonisten und zeichnet ein differenziertes Bild von ihm […] Zudem wurde ich durch rhetorisch eingespielte Fragen […] animiert, mich nicht mit den Einschätzungen von dritter Seite zu begnügen […], sondern zu einer eigenen Haltung zu finden. Eine schöne Anregung zum Selberdenken …“

Sabine List auf Amazon

Die Kraft der Natur

Ein anderer Zufall wollte es, dass ich nach einem Besuch in der Steiermark für und (teils gemeinsam) mit Renate Polz über die Kraft der Natur schreibe.

Mit dem Garten die Seele stärken, Trias, 2019

Die Natur hat eine heilsame Wirkung auf uns, entspannt den Geist und nährt Körper und Seele. Gärten können Oasen sein, die uns verzaubern und beleben. Renate Polz hat sich in einem südsteirischen Weinberg ein grünes Paradies geschaffen und weiß aus eigener Erfahrung, wie ein Garten zum seelenstärkenden Kraftplatz werden kann. http://www.thieme.de/shop/Positive-Lebensgestaltung/Polz-Reshoeft-Mit-dem-Garten-die-Seele-9783432108353/p/000000000308130101?backSummaryUrl=

„Als Geschenk gekauft und verschenkt …
die Resonanz war großartig. Ein wunderschönes Buch“

Amazon-Kunde

Hamburg – eine Perle

In Hamburg habe ich lange gelebt. Und weil die Elbmetropole der Geburtsort meiner Tochter ist, habe ich mit großem Vergnügen – und unterstützt durch meine tolle Fotografenkollegin Anne Eickenberg (www.anne-eickenberg.de) – die außergewöhnlichsten Adressen der Hansestadt zusammengetragen.

National Geographic Styleguide Hamburg, National Geographic Verlag, 2018

Der National Geographic Styleguide Hamburg nimmt euch mit zu den angesagtesten Läden der Stadt und bietet Ihnen einen individuellen Einblick in die Kultur Hamburgs. Abseits kommerzieller Wege machen wir überall dort Halt, wo Außergewöhnliches, Neues und Kreatives zu entdecken ist und zeigen selbst Ortskundigen unbekannte Ecken. http://www.verlagshaus24.de/styleguide-hamburg

„Klar, dass in diesem ‚Reiseführer‘ auch die üblichen Touristenattraktionen kurz erwähnt werden. Schwerpunkt […] liegt jedoch auf den wenigen, nur bei Insidern bekannten Attraktionen. Klein, versteckt, voller Überraschungen, voller „Ah’s und Oh’s“! […] Eben alles, was in einem ’normalen‘ Reiseführer kaum bis gar nicht Platz findet. […] Mit diesem Styleguide ausgerüstet ist die nächste Reise rund 900 Kilometer nach Norden nur schlecht abzuwarten.“

W. Scharfenberger auf Amazon

Bevor diese Bücher von mir veröffentlicht wurden, habe ich für die TV-Köchin Sarah Wiener ihr Zukunftsmenü aufgeschrieben und redaktionell an Fleischfabrik Deutschland von Dr. Anton Hofreiter mitgearbeitet (beide erschienen in Riemann Verlag).

Wie ich persönlich zu landwirtschaftlichen Themen stehe, lest ihr unter: https://www.strandkorb-gefluester.de/category/land-lauschen/

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Land-Lauschen

Auf dem Dorf
wohnt das Glück

Wenn ich aus meinem Wohnzimmerfenster gucke, blicke ich über den Rasen auf einen Knick. Dahinter liegt ein Acker, dann wieder ein Knick, dahinter wohnt die nächste Nachbarfamilie. Gehe ich aus der Haustür, ist da wieder ein Knick, dahinter Äcker, ein Wäldchen … Mein Dorf, das nur aus einer Straße besteht und genaugenommen als Weiler bezeichnet werden muss, ist mit 47 Einwohnern in 22 Häusern klitzeklein.
Früher haben hier Landarbeiter und Bauern gelebt, heute arbeiten vor Ort noch ein Gärtner, ein Stalleinrichter, ein Tischler und ein Malermeister, der zugleich unser Bürgermeister ist.
Wir haben hier keine Kirche, nie gehabt. Der Kaufmannsladen und die Dorfschänke haben vor Jahren dicht gemacht. Es leben zu wenige Menschen hier. Dafür haben wir Wald. Viel Wald. Und Felder. Und Tiere. Vor meinem Haus zieht jeden Morgen ein Rudel Damhirsche vorbei, in der Nähe nistet ein Seeadlerpärchen, der Fuchs schleicht sich in aller Herrgottsfrühe mit seiner Beute über die Straße und in manchen Sommern bangen wir, ob der Storch trotz der Trockenheit seine Jungen wohl diesmal durchbringen wird. 

Einer opfert seine Zeit für den anderen

Was geht, kaufe ich in den Hofläden in unmittelbarer Umgebung ein. Ich kenne die Bauern und vertraue ihnen, das ist für mich wichtiger, als dass alles „Bio“ ist. Meine Eier kriege ich von einer Nachbarin, deren Hühner auf einer satten grünen Wiese laufen, wobei jetzt, mit der beginnenden Mauser, die eierkarge Zeit beginnt, weil die Hennen nicht mehr so legefreudig sind. Na, dann isst man halt weniger. Das, was die Natur gerade hergibt. 
Vielleicht sind die Menschen deshalb mehr bei sich, irgendwie mehr sie selbst.
Manches geht langsamer, vieles braucht mehr Zeit. Da konzentriert man sich auf das was wirklich im Leben zählt: die Gemeinschaft. Deshalb sind die wichtigsten Nachrichten die aus den Vereinen, die gemütlichsten Feste und kulturellen Highlights des Jahres veranstalten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr.
Einer, der sich hier dicke machen will und glaubt Wer-weiß-was darzustellen, kriegt nicht so leicht ein Bein auf den Boden, getreu dem plattdeutschen Spruch „‚‘n beten Grütt ünner de Mütz is veel nütz. Aver ‘n groot Haart ünner de West is dat Best“, der so viel bedeutet wie „Grips mag zu vielem nütze sein, aber worauf es ankommt, ist ein großes Herz.“ Deshalb packen die Leute hier zu. Neben Arbeit und Familie löscht die Feuerwehr Brände – ehrenamtlich, weil ihnen die Nächsten nicht gleichgültig sind. Die Sportvereine, Pfadfinder, Landfrauen, der Heimatverein und die Gemeindevertreter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit – für eine Gemeinschaft, in der jeder den anderen kennt. 

‘n beten Grütt ünner de Mütz is veel nütz.
Aver ‘n groot Haart ünner de West is dat Best.

Plattdeutsche Weisheit

Was im Leben wirklich zählt

Und wenn man nicht genug über jemanden weiß, dann zieht man halt seine eigenen Schlüsse. Ich zum Beispiel bin etwa zwölf Dörfer weiter geboren und aufgewachsen, aber erst vor einigen Jahren hierhergezogen. Leute aus dem Nachbarweiler, der gerade mal einen Kilometer entfernt ist, halten mich für eine Geschiedene, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun hat, als mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Das hat mir meine Nachbarin zugetragen, die mich nicht nur mit Eiern, sondern auch – wenn‘s dann an der Zeit ist – mit einem ausgedienten Huhn beschenkt. Die sich um die Tiere kümmert, wenn ich unterwegs bin und sie verarztet, wenn etwas nicht in Ordnung ist und über die Zeit zur Freundin geworden ist. Ein bisschen Dorfklatsch gehört eben dazu, denn die Winter sind lang und viel los ist dann nicht. Im Übrigen gefällt mir der Gedanke, nur das zu tun, wonach mir gerade ist … 

Es ist anders hier …

Der Strukturwandel verwandelt den ländlichen Raum, er blute aus, heißt es immer wieder. Ob mein Dorf eine Zukunft hat? Bestimmt! Drei Häuser weiter ist im Frühjahr ein junges Pärchen eingezogen. Und der alte Dorfkrug wurde von Grund auf mit viel Geschmack und Liebe saniert. Von Leuten aus der Stadt, die lieber hier wohnen wollen als dort. Vielleicht weil die Welt hier kleiner ist. Stiller. Entspannter. Und weil der Himmel hier am Tag weiter und in der Nacht so viel dunkler ist, dass jeder Augenblick und jeder einzelne Mensch ein wenig heller strahlt. Ich jedenfalls will hier nicht mehr weg!

* Inzwischen bin ich doch noch einmal umgezogen und wohne ein paar Dörfer weiter Richtung Ostsee. Auch da ist es schön!

Was mir in meinem neuen Zuhause aufgefallen ist, lest ihr hier: https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/05/02/heimat-das-ist-hier/