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Aromatherapie: Der Duft der Immortelle

Sobald die Sonne über Korsika den nächtlichen Tau getrocknet hat, wird es Zeit für die Ernte der Immortelle. Jener intensiv riechenden Pflanze, die auf der ganzen Insel zwischen der Macchia blüht, an deren Duft Napoleon einst seine Heimat erkannt haben will. Vor uns liegt ein Feld goldgelber Blüten, die sich im Morgenlicht wiegen. Und durch die schon warme Luft ziehen herb-würzige, leicht süßliche Duftschwaden, die an Curry erinnern.

Männer mit Handschuhe ernten mit einer Sichel die Immortellenpflanzen
Immortellenernte auf dem Gut Bordeo der Familie von Keyserlingk
Foto: privat


Mit Handschuhen bewehrt, streifen die Erntehelfer von Gut Bordeo durch die Reihen. Mit der Sichel schneiden sie dicke Büschel des Krauts ab. Etwa 20 Zentimeter unterhalb der Blütenköpfe und nicht zu tief, damit die verholzten Stängel nicht verletzt werden und die Pflanzen wieder besser austreiben können. Denn die Immortelle ist kostbar und begehrt – in der Parfumindustrie, in der Aromatherapie und Aromapflege.

Die Immortelle leuchtet wie die Sonne selbst

Die Immortelle, die übersetzt die Unsterbliche heißt, wird botanisch als Helichrysum bezeichnet. Der Name stammt vom griechischen helios und bedeutet „Sonne“ oder „Gold“. Vielen ist sie als Currykraut bekannt. Das junge, grau-weißlich behaart Laub und die Sprossachsen etwa eignen sich zum Würzen von Speisen. Der currytypische Geruch entfaltet sich jedoch erst, wenn man die Blätter ein wenig zwischen den Fingern reibt.

Nahaufnahme einer Immortellenpflanze
Sonnige Schönheit
Foto: Claudia Reshöft

Oder bei regnerischem Wetter, wie vor wenigen Tagen. Da stürzte das Wasser vom Himmel und drückte die bis zu 60 Zentimeter langen Stängel zu Boden. Daher müssen die Männer die langen, dünnen Stiele samt Blüte vor dem Schnitt erst aufrichten. Denn in ihnen stecken die wertvollen Inhaltsstoffe, die sich die Aromatherapie zunutze macht.
Auf körperlicher Ebene wirkt die Immortelle wundheilend, entstauend und entzündungshemmend. Aufgrund ihrer zellregenerierenden Eigenschaft wird sie in der Hautpflege von reifer Haut und Aknenarben, aber auch bei Blutergüssen und kleinen Verletzungen eingesetzt. Und wer die Erscheinungsform der doldenartigen Blütenkörbchen betrachtet, kann nachvollziehen, welche Wirkung der Immortelle zugeschrieben wird: Es heißt, in ihrem Goldgelb sei die Sonne gespeichert, deren Energie sich bei der Anwendung ihres Öls oder Pflanzenwassers auf den Menschen überträgt. Sie stärkt die Nerven, löst Blockaden und schenkt uns Halt, wenn wir diesen verloren haben.

Die Immortelle stärkt die Nerven, löst Blockaden und schenkt uns Halt.

Demeter-Anbau auf Gut Bordeo

Auf Gut Bordeo, dem Anwesen der auf Korsika ansässigen Familie von Keyserlingk, wächst die Helichrysum italicum. Anbau und Aufbereitung erfolgen hier nach Demeter-Richtlinien für das im Allgäu ansässige Aromaölunternehmen Primavera Life (http://www.primaverlife.com). Um die späte Mittagszeit knattert ein wendiger Mini-LKW auf den Hof, fährt rückwärts in die Produktionshalle und kippt die Immortellenernte des Vormittags herunter. Eine sonnig-warme Duftwelle weht durch die Halle. Zügig breiten die Mitarbeiter die Büschel mit Forken flächig aus, denn jetzt soll es schnell gehen. Das würzige Kraut muss noch vor Einsetzen des Fermentationsprozess destilliert werden.

Bei der Dampf-Destillation wird das Pflanzenöl vom Pflanzenwasser getrennt
Erst nach sorgfältiger Destillation lösen sich die wertvollen Inhaltsstoffe
Foto: Pascaline Photographies

Eine Hebekran bewegt die Aromapakete fuderweise in einen großen zylindrischen Kessel. Das Immortellenkraut wird zwischendurch immer wieder von einem mit Zement beschwerten Stein zusammengepresst. So lange, bis nichts mehr hineinpasst. Dann wird das Pflanzenmaterial in dem bis ins untere Geschoss reichenden Tank mit 800 Liter Wasser unter Dampf gesetzt, um die phytochemischen Verbindungen der Immortelle zu extrahieren. Bereits nach zehn Minuten hat sich 80 Prozent des Öls gelöst, aber auf Gut Bordeo dauert die Destillation etwa drei Stunden. Denn erst dann lösen sich die besonders wertvollen, hochwirksamen Inhaltsstoffe.
Das ätherische Öl fängt sich in den Aufpralltellern der sogenannten Florentiner Vase. Hier wird es von dem Pflanzenwasser getrennt und später abgeschöpft. Auf diese Weise lassen sich aus 1,2 Tonnen Pflanzenmaterial rund zwei Liter konzentriertes Aromaöl gewinnen. Das ist wenig Ausbeute für so viel Arbeit!

SOS-Spray für schwierige Zeiten

Das Immortellen-Öl ist hochkonzentriert und hochwirksam. Doch auch das Pflanzenwasser, Hydrolat genannt, kommt in der Aromatherapie und Aromapflege zur Anwendung.
Ute Leube von Primavera Life ist in diesen Tagen auf Korsika zu Besuch bei ihrem langjährigen Anbaupartner Albrecht von Keyserlingk. Forscher ihres Unternehmens haben lange Zeit daran getüftelt, das Immortellen-Hydrolat ohne den Zusatz von Alkohol so weit zu stabilisieren, dass es über 26 Monate haltbar und keimfrei bleibt. „Nun setzen wir ein Fermentationsprodukt von Milchsäurebakterien ein, das zudem über eine pflegende Eigenschaft verfügt und hilft, die Hautflora in gesunder Balance zu halten.“ Gutsbesitzer Albrecht von Keyserlingk, der sich auf den Anbau von Aromapflanzen spezialisiert hat, interessiert sich vor allem auf die seelenheilende Wirkung: „Immortellenwasser beruhigt und entspannt auch unter dem Aspekt der Innenschau. Der Duft kann dabei unterstützen ‚Knoten‘ in unseren Emotionen zu lösen, wenn wir uns in schwierigen Zeiten befinden.“

Die Sonne im Gepäck

Ein Strauß Immortellen neben einer Tasse Kaffee
Mein Korsika-Souvenir: Ein Sträußchen wild wachsender Immortellen
Foto: Claudia Reshöft

Für manche ist das Immortellen-Hydrolat zu einer Art Allheilmittel geworden. Es werden damit Sonnenbrände gelindert, Muskelkater, blaue Flecken, Zerrungen und Stauchungen behandelt. Ich habe in den wilden Bergen Korsikas ein Sträußchen der „Unsterblichen“ als Souvenir gesammelt. Es hängt in meiner Küche und hat auch viele Monate noch seine sonnengleiche Farbe und den herb-süßen, krautig-warmen Duft bewahrt, der mich an die Sonne Korsikas erinnert.

Wie Ute Leube mit ihrem Unternehmen gewachsen ist, lest ihr in meinem Porträt Die Bio-Pionierin aus dem Allgäu:
www.strandkorb-gefluester.de/2020/07/27/ute-leube-die-frau-aus-der-zweiten-reihe/

Mehr Infos über die Pflanzenwässer und Aromaöle findet ihr hier: http://www.primaveralife.com

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Primavera: Ute Leube, die Bio-Pionierin

Sie wollten die Welt verbessern, Ute Leube und ihre Freunde. In den 1980ern gründeten sie ein Unternehmen, das ätherische Öle produziert. Bis heute ist die 68-Jährige überzeugt: wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltiges, faires und respektvolles Handeln auf jeder Ebene schließen einander nicht aus. Der Aufstieg von Primavera Life erfolgreichen Hersteller von Aromaöl und Naturkosmetik, scheint ihr Recht zu geben. Nun stellt sich die Frage nach der Unternehmensnachfolge. Doch wie stellt man sicher, dass die gelebte Vision von potenziellen Nachfolgern gewahrt bleibt?

Inspiration aus dem Königreich

Über Korsika weht der Duft der Macchia, als ich Ute Leube treffe. Sie kommt gerade zurück aus Bhutan. Das in die Berge des Himalayas eingebettete Mini-Königreich hält das Bruttoinlandsglück seiner Bewohner für wichtiger als das Bruttosozialprodukt. Deshalb hat es vier Säulen als Staatsräson manifestiert: 1. die Förderung kultureller Traditionen, 2. den Schutz von Umwelt und Kulturlandschaft, 3. die Förderung sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung, sowie 4. Verwaltungsstrukturen, die diesem Ziel dienen. Nur wenn alle vier Säulen gleich groß sind, lässt sich ein stabiles Haus darauf bauen, sind die Bhutaner überzeugt.

Dieser Gedanke gefällt Ute Leube. Die Mitgründerin von Primavera Life findet sich und die Unternehmensphilosophie darin wieder. Und weil sie und ihr Geschäftspartner Kurt L. Nübling die Entwicklung in Bhutan unterstützen wollen, beziehen ihr biozertifiziertes Lemongrass-Öl von einem örtlichen Projekt. Dort leisten die Bauern das, was sich die Allgäuer Bio-Pioniere vor über 30 Jahren vorgenommen hatten: beste Bio-Aromaöle aus Wildsammlungen oder nachhaltigem Anbau erzeugen, und das bei fairer Bezahlung. Denn nur so kann die Welt gerechter werden. Und besser.

Norddeutsche Seele auf Erkundungstour

Primavera Ute Leube ist immer auf der Suche nach Inspiration. In den Bergen Korsikas pflückt sie Wildblumen
Unterwegs in den Bergen Korsikas mit Primavera Life-Gründerin Ute Leube
Foto: Claudia Reshöft

Ute Leube ist größer als die meisten Frauen ihrer Generation. Das silberne Haar trägt sie kurz geschnitten, die Kleider fallen weit und weich. Eine typisch Norddeutsche würde man denken. Wäre da nicht ihre leise Stimme und der tastende, beinahe tänzerische Gang. Aufgewachsen ist sie nahe Bremen. Sie ist ein stilles Kind, „unsicher, schüchtern, nicht wissend, wo mein Platz ist auf dieser Welt“, wie sie sagt. Nach dem Abi und ihrer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin zieht sie nach Göttingen. Sie studiert Landwirtschaft und geht mit ihrem damaligen Freund für ein Jahr in die USA. Die indianische Kultur zu ganzheitlichem Heilen inspiriert sie derart, dass sie ihr Interesse an westlicher Medizin verliert. Doch egal, wo sie ist, am wohlsten fühlt sie sich in der zweiten Reihe. Oder lieber noch weiter hinten, da wo man unsichtbar bleibt und dennoch Gutes bewirken kann.

Entdeckung der Aromaöle

Primavera Ute Leube sammelt Blüten am Wegesrand
Ute Leube sammelt Pflanzen,
wo immer sie unterwegs ist
Foto: Claudia Reshöft

In München zieht sie in eine WG, zusammen mit ihren Mitbewohnern betreibt sie einen Naturkostladen. Ihr Sohn wird geboren, sie trägt ihn in einem Tuch auf dem Rücken während sie Kisten schleppt und Kartoffeln eintütet. Es ist ein gutes Leben, gespeist aus ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln – es hätte gern so weitergehen können. Aber dann kam dieser Tag, der alles veränderte. „Unser Gemüsehändler brachte ein kleines Fläschchen mit Rosmarin-Öl mit, das angeblich wahre gesundheitliche Wunder bewirken sollte. Mir als Hardcore-Naturköstlerin kam es seltsam vor, Pflanzendüfte zu destillieren und sie in einen Flakon zu sperren. Aber meine Neugier siegte“, erinnert sie sich.

Vom Aufstieg und Abschieden

Ute Leube will mehr darüber erfahren. Sie belegt Mitte der 1980er-Jahre einen Kurs bei der damals führenden Aromatherapie-Expertin Susanne Fischer, spätere Fischer-Rizzi. Hier trifft sie auf Kurt L. Nübling, einen der Mitgründer des Seminarhauses. „Hier verstand ich, dass meine Nase nicht nur zum Ein- und Ausatmen da ist. Die größte Entdeckung aber war, welch heilsame, pflegende Wirkung Pflanzen auf Seele und Haut haben.“ Am Küchentisch beginnen Leube, Nübling und Fischer zu spinnen, wie man das Wissen mit anderen Menschen teilen könne. „Aomatherapeutische Öle waren nichts Neues. Aber wir wollten sichergehen, dass unsere Öle naturbelassen sind und wissen, wie sie hergestellt werden“, erinnert sich Ute Leube. „Gleichzeitig wollten wir soziale Projekte in den Anbauländern unterstützen.“ Ab jetzt kennt die Kreativität der drei keine Grenzen mehr. Während Nübling mit Alabaster-Lampen und experimentiert, koordiniert Ute Leube die Kooperation mit Anbaupartnern. Und die in der Szene bekannte Susanne Fischer-Rizzi ist das Gesicht nach außen.

Ute Leube: Die Frau aus der zweiten Reihe

Im Frühjahr 1986 wird Primavera offiziell gegründet. Das junge Unternehmen präsentiert sich auf der Edelstein-Messe in Idar-Oberstein. „Das war ein kolossaler Erfolg! Mit einem Schlag hatten wir 250 Therapeuten-Adressen“, sagt Ute Leube. Darauf konnten sie und ihre Mitstreiter aufbauen. Während ihre Kinder schlafen, packt Ute Leube Päckchen, die Kartons kommen gebraucht aus dem Supermarkt. Das Start-up geht durch die Decke. Eine Weile lang funktioniert das Triumvirat prima. Doch in dem Haus, an dem sie gemeinsam bauen, verschiebt sich die Statik. Es knirscht gewaltig, Fischer-Rizzi steigt aus. Übrig bleiben Nübling und Leube.

Ute Leube kümmert sich fortan weiter um die Prozesssteuerung, den Einkauf, den Kontakt zu den Anbaupartner und die Produktentwicklung und findet sich, öfter als ihr lieb ist, hinter dem Schreibtisch wieder. Kurt L. Nübling, ein charismatischer Visionär und leidenschaftlicher Entdecker, widmet sich dem Marketing. Er in der ersten, sie in der zweiten Reihe – die perfekte Rollenverteilung, um den Markt mit hochwertigen Aromaölen und Naturkosmetik zu erobern.

Primavera
Verliebt in alles, was wächst und blüht: Ute Leube
Foto: Pascaline Photographies

Geld? Für Primavera das Mittel zum Zweck

„Wir haben Primavera gegründet aus der Begeisterung für unsere Produkte und für die Art und Weise, wie sie entstehen. Sie haben einen Mehrwert für Bauern, Verbraucher und die Umwelt. Geht es um Strategien für die Zukunft, steht für uns im Fokus wie wir noch nachhaltiger wirtschaften können. Das Geld interessiert uns erst dann, wenn es notwendig wird“, sagt Ute Leube. Und es klingt überzeugend.
Aber so viel Idealismus muss man sich erst mal leisten können. Schon einmal hatte die kompromisslose Weltverbesserei das Unternehmen in eine heikle Schieflage bugsiert. Mitte der Nuller Jahre befindet sich Primavera auf Expansionskurs und investiert kräftig in die Eroberung des US-amerikanischen Marktes. Doch die Einführung des Ratings führte zur Vollbremsung, die Banken lassen sie hängen. Ute Leube schwitzt hektische Tage und schlaflose Nächte über Finanzierungsplänen und hält den Atem an. Doch dann findet sich ein Investor und Primavera blüht auf.

Das Unternehhmen loslassen fällt schwer

Den Ruf der „durchgeknallten Öko-Spinner“ haben die Allgäuer Bio-Pioniere längst abgeschüttelt. Über 30 Jahre später gehört Primavera Life mit 200 Mitarbeitern zu den europaweit führenden Produzenten von Aromaöl und Naturkosmetik http://www.primaveralife.com. 2019 wurde es zur Marke des Jahrhunderts gekürt (https://www.deutsche-standards.de/marken/detail/primavera-144/). Das Unternehmen ist gut strukturiert – und ist seinem Grundsatz treu geblieben. Ute Leube, die 2012 zur Unternehmerin des Jahres gekürt wurde und damit ins Rampenlicht rückte, stieg ein Jahr später aus dem operativen Geschäft aus. Seither sitzt sie im Beirat von Primavera Life und denkt darüber nach, wie sie dem Entdecken und Forschen und den Begegnungen mehr Raum geben kann. Bisher schlug der Versuch fehl, komplett aus dem Geschäft auszusteigen. Denn wem vertraut man ein Unternehmen an, das untrennbar verbunden ist, mit den ureigenen Visionen? „Wir waren so sehr mit dem beschäftigt, was wir tun, dass wir nicht rechtzeitig daran dachten, die Unternehmensnachfolge zu regeln“, meint sie selbstkritisch.

Primavera Blumen und Kräuter sind Ute Leubes ständige Begleiter und für ihr Unternehmen
Ute Leube möchte ihr Unternehmen in guten Händen wissen
Foto: Claudia Reshöft

Erfolg hat, wer sich treu bleibt

Die Ansprüche an potenzielle Nachfolger ist hoch, mancher Versuch ist bereits gescheitert: „Wir konnten uns nicht vorstellen, dass jemand anders denkt und nicht versteht, was für uns Gründer selbstverständlich ist.“ Aber das, was sie jetzt beginnen, könnte eine Lösung sein: eine integrale Führungskultur nach dem Spiral Dynamics- Prinzip von Ken Wilber. „Dann würden in einem sich selbst regulierenden Führungskreis fünf Mitarbeiter aus unseren eigenen Reihen sitzen, die unterschiedliche Qualitäten mitbringen: Organisatoren, Visionäre, Integratoren und Akteure nach außen. Wir arbeiten derzeit mit Beratern von außen daran. Es ist ein anstrengender Prozess für alle Beteiligten, denn er verlangt schonungslose Offenheit und Darlegung der persönlichen Ziele. Aber unser Gründungsgedanke lebt bis heute. Wir hätten bei vielen Gelegenheiten zerbröselt werden können. Aber ich glaube, unser Unternehmen ist geschützt, solange wir unserer Ursprungsidee treu bleiben.“

Mehr zu den Aromaölen und der Naturkosmetik unter http://www.primaveralife.com

Pionierinnen haben es mir angetan ;-). Ein weiteres Beispiel für Visionen zu nachhaltigem Handeln findet ihr hier: https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/04/07/die-frau-die-ein-ganzes-tal-veraendert-hat/

Mehr zu meiner Reise nach Korsika: Demnächst unter der Rubrik Reise-Geflüster

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Kloster Cismar-Ausstellung: Zum Fressen gern …

Zum Fressen gern … der Titel der aktuellen Ausstellung im Kloster Cismar hat mich neugierig gemacht. Mir selbst fällt eine Menge ein, was ich zum Fressen gernhabe: meine Tochter, den Bärlauch im Garten, meinen Hund Frida, meinen besten Freund … Das ist in diesem Zusammenhang natürlich nur ein geflügeltes Wort für eine ausgeprägte Form der Zuneigung. Im Tierreich hingegen bezeichnet das Fressen und Gefressenwerden die Notwendigkeit des Überlebens. Und da bleibt es nicht aus, dass uns Menschen etwas abhandenkommt, was uns lieb und teuer ist. Kulturschätze zum Beispiel gehören dazu. Was passiert, wenn Kleinstlebewesen den Bestand jahrhundertalter Bücher gefährden, mussten die Mönche des Benediktinerstifts Admont erfahren.

Dorothea Jöllenbeck führt durch die Ausstellung
Foto: Strandkorb-Geflüster/C.Reshöft

Schädlinge drohten die wertvollen Bände in ihrer weltgrößten Klosterbibliothek für immer zu zerstören. „Das brachte die Ordensmänner auf die Idee, das Jahresmotto ‚Zum Fressen gern‘ zu entwickeln“, erklärt Dorothea Jöllenbeck, die im Auftrag der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen durch die Ausstellung im Kloster Cismar führt. „Diesem Motto folgend, entstand ein facettenreicher Veranstaltungszyklus. Und sie luden die auf historische Sammlungen spezialisierten Berliner Fotografen Sebastian Köpcke und Volker Weinhold nach Admont ein, um eine ganz eigene Interpretation zu finden“, so Jöllenbeck.

Erleuchtung inklusive

#Corona folgend wurden die Ausstellungsräume im 1. Obergeschoss des Klosters Cismar zur Einbahnstraße erklärt. Gleich zu Beginn zieht es mich magisch zu einem Bild, auf dem der „Heilige Geist“ in Form einer holzgeschnitzten Taube über einem Igel schwebt. Umgeben ist das Stacheltier von geradezu paradiesischen Früchten, die dem Admonter Wachsobst-Museum entstammen. „Eine zugegeben gewagte Inszenierung. Anfangs hatten sich die Fotografen auch gesorgt, das Bild könnte von ihren Auftraggebern, den Mönchen, als Blasphemie abgelehnt werden, aber die Benediktiner zeigten sich aufgeklärt und nahmen es mit Humor“, erklärt Dorothea Jöllenbeck.

Ausschnitt aus dem Einführungsvideo zur Ausstellung

Die komplette Video-Einführung zur Ausstellung „Zum Fressen gern“ durch Dorothea Jöllenbeck könnt ihr auf meiner Facebook-Seite anschauen

Fotoausstellung "Zum Fressen gern" im Kloster Cismar

Fotoausstellung "Zum Fressen gern" im Kloster Cismar: Dorothea Jöllenbeck erklärt, die "photograpischen Einblicke in den Benediktinerstift Admont"

Gepostet von Strandkorbgeflüster am Dienstag, 7. Juli 2020

Noch mehr über Kunst im Ostseeferienland findet ihr hier https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/06/26/von-knicks-kueken-und-kreislaeufen-in-der-landwirtschaft/

Augenzwinkernde Inszenierung

Köpcke und Weinhold hatten vier Wochen Zeit, aus den reichen Schätzen des Kulturhistorischen und Naturhistorischen Museums im Benediktinerstift Admont die passenden „Hauptdarsteller“ für ihre an Gemälde erinnernden Arrangements zu suchen. Die bisweilen über hundertjährige Präparate, Aufzeichnungen und Rezepte haben sie vor schwarzem Tuch im Stil von Jagd- und Küchenstillleben der Renaissance inszeniert.


Das Ergebnis ist eine ebenso liebevolle wie hintersinnige Fotoausstellung im Kloster Cismar, die Dr. Carsten Fleischhauer aus Schloss Gottorf kuratiert hat. Köpcke und Weinhold verweisen im ersten Saal auf überraschende Größenverhältnisse, etwa wenn ein Strauß ein Ei in eine Kinderwiege legt oder ein kleiner Kolibri sich auf einer Nautilusschnecke niederlässt. Doch zumeist handeln die faszinierenden Motive vom Fressen und Gefressenwerden. Etwa wenn geflügelte Beutegreifer, nebst Seehund über einer naturkundlichen Zeichnung von Fischen lauern. Oder ein von einem Schwarm furchterregender Raubfische eskortierter Kugelfisch wirkt wie eine unheimliche Begegnung im Weltraum.

Wo Zuneigung durch den Magen geht

„Zum Fressen gern“ hatten Köpcke und Weinhold wohl auch ein paar höchst lebendige gute Klostergeister. Weil die beiden als Gäste im Stift Admont in den Genuss der guten Klosterküche kamen, haben sie den Küchenfrauen ein anspielungsreiches fotografisches Denkmal gesetzt. Denn die Liebe zu ihrer Aufgabe ging offenbar sprichwörtlich durch den Magen. ¶

„Zum Fressen gern“ ist noch bis zum 18. Oktober 2020 im
Kloster Cismar, Bäderstraße 42. https://kloster-cismar.sh/ zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

 Der Eintritt ist kostenlos; Spenden sind willkommen.
Geschlossene Gruppenführungen sind nach Anmeldung möglich.
 Ab 1. August finden wieder öffentliche Führungen statt:
Samstag 01. August um 10 Uhr
Sonntag 16. August um 11 Uhr
Samstag 29. August um 11 Uhr
Sonntag 13. September um 14 Uhr
Freitag 02. Oktober um 15 Uhr
Sonntag 18. Oktober um 15 Uhr
Kosten:3 Euro pro Person

 Anmeldung bitte per Mail an service@landesmuseen.sh
oder telefonisch unter 0 43 66 – 884 65 22.

Infos zum Benediktinerstift Admont unter www.stiftadmont.at

Infos zu den Sammlungsfotografen Sebastian Köpcke und Volker Weinhold unter http://sammlungsfotografen.de