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Reise-Geflüster

Bayern: Kunst und Kulinarik im Blauen Land

Es sei dieses Blau gewesen, das im Sonnenuntergang das ausgedehnte Moor am Fuß der Alpen romantisch verschleiere und Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Franz Marc und August Macke zur Namensgebung ihrer Künstlervereinigung Der Blaue Reiter inspirierte – so sagen die Leute in Murnau am Staffelsee. Während die Wegbereiter der modernen Kunst es hier, nahe München und noch näher an Garmisch-Partenkirchen, es nur eine kurze Weile miteinander aushielten, haben die heute im Blauen Land ansässigen Kunstschaffenden und Gastwirte eine dauerhafte Allianz geschmiedet: die KunstWirte, die alljährlich KunstKulinarische Reisen veranstalten.

Bayrische Schmankerln und visuelle Vielfalt

Zum Auftakt wird ein spritziger Aperitif samt Borretschblüte im KuHaus http://www.kuhaus.de gereicht, an den Wänden die nahezu monochrom anmutende Malerei von Marc Völker und Fotografien von Kirsten Luna Sonnemann. Das Werkzeug des Künstlerpaares ist für diese Stunden weitgehend aus dem Blickfeld verbannt, denn heute steht weniger das Schaffen selbst als vielmehr die Kunst im Mittelpunkt. Und die Kulinarik. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Kulturinteressierten werden wir in den nächsten fünf Stunden mit fünf sehr unterschiedlichen KünstlerInnen ins Gespräch kommen und dabei, einem Running Dinner gleich, in fünf gastronomischen Betrieben bayrische Schmankerl genießen.

Kunst und Kulinarik im Dialog

Möglich machen das die KunstWirte mit ihren KunstKulinarischen Reisen. Die KunstWirte sind ein Zusammenschluss der Gastwirte und Kunstschaffenden, die rund um den Staffelsee zu Hause sind. Wer mein Engagement für LANDKUNSTSTÜCK e.V. schon kennt https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/06/26/von-knicks-kueken-und-kreislaeufen-in-der-landwirtschaft/, wird wissen, dass mich Dialogkonzepte jeglicher Art interessieren. Um mehr über das KunstWirte-Projekt zu erfahren, bin ich für zwei Tage corona-sicher von Schleswig-Holstein nach Bayern gereist und habe mich im wunderschönen 5 Sterne-Hotel Alpenhof Murnau (http://www.alpenhof-murnau.de) einquartiert. Nach dem von Küchenchef Claus Gromotka und seinem Team zubereiteten Essen mit Blick auf die Alpen, falle ich in Tiefschlaf.

Die Staffelseewirte – ziemlich clever
Miteinander geht’s besser als gegeneinander – könnte das Motto der Staffelseewirte lauten. Unterschiedliche Betriebe, wie Hotels und Pensionen, Restaurants, Brauereien Traditionsgasthöfe, eine Schokoladenmanufaktur, ein Weinlokal und Kult-Biergarten haben sich zusammengeschlossen, statt miteinander in Konkurrenz zu treten. Die heimatverbundenen Gastronomen verstehen sich als „Botschafter der Lebensfreude im Blauen Land“, unterhalten eine Weidegemeinschaft und helfen sich gegenseitig aus, wenn „Not am Mann“ ist. Dieses Vorbild könnte doch auch für andere touristische Regionen taugen, oder? http://www.staffelseewirte.de

Am nächsten Morgen empfängt mich ein (wortwörtlich) strahlender Christian Bär, seines Zeichens Chef des Hotels. Der scheinbar ewig gutgelaunte Mann ist im Besitz des ersten Hauses in Murnau und Mitglied der Staffelseewirte (http://www.staffelseewirte.de), einer Vereinigung von heimatverbundenen Gastronomen. Und die haben ihre Chance erkannt, als vor ein paar Jahren das Künstlerpaar Marc Völker und Kirsten Luna Sonnemann eine Idee vorstellte, die sich mittlerweile als Kult-Event etabliert hat: Danach würden die um Murnau ansässigen KünstlerInnen ihre Werke in den Gaststuben des Blauen Landes präsentieren. Einmal im Monat könne man die Ausstellenden einladen, um Gästen die persönliche Begegnung und den Austausch mit den Künstlerinnen zu ermöglichen. Und ja, warum eigentlich könne man den Kunstgenuss nicht gleich mit dem Genuss regionaler Spezialitäten verbinden? Das war die Geburtsstunde der KunstKulinarischen Reisen, kurz KuKulis genannt. Sie werden seit 2017 veranstaltet und laufen über zwei Routen. Das Motto in diesem Jahr lautet BLAU.

Gelungene Formel: 5 mal Kunst,
5 mal Genuss

Meine KuKuli beginnt in besagtem KuHaus, dem Atelier von Kirsten und Marc. Die (corona-bedingt) kleine Gruppe ist bester Stimmung. Dass Marc, der als künstlerischer Leiter die Ausstellungen seit 2017 mit Bedacht kuratiert, eine kurzfristige Routenänderung ankündigt, bekümmert niemanden. Und so geht es zunächst nur ein paar Schritte weiter ins Angerbräu http://angerbraeu.de, dessen Treppenaufgänge und Wirtsräume mit den durch kraftvolle, überwiegend abstrakte Pinselstriche geprägten Arbeiten von Andy Fritsch http://www.andy-fritsch-art.de geprägt sind. Den kulinarischen Auftakt macht hier eine zünftige Brotzeit auf landestypisch weiß-blauer Serviette. Im Gasthof Zum Beinhofer http://beinhofer-murnau.de scheint das mit Kapuzinerkresse garnierte Knödel-Carpaccio die verwunschene, mitunter mystische Zartheit der Radierungen von Greta Rief http://www.tusculum-murnau.de aufzunehmen.

Der Begegnung mit Stefanie Speermann http://www.speermann-arts.de (der ich am Morgen schon ausführlicher begegnen durfte) und ihren berührenden Porträts folgt in der Tradtionsbrauerei Griesbräu http://griesbraeu.de ein von Gastgeber Michael Gilg selbst erlegtes und in der Küche zart zubereitetes Rehfilet an Bandnudeln.

Per Bus-Shuttle geht’s weiter ins Restaurant Auszeit http://www.restaurant-auszeit.de, in dem die beeindruckende Künstlerin Annemarie Bahr http://www.tusculum-murnau.de/bahr.html mich mit ihren gegenständlichen, zumeist hintersinnigen Porträts und Räumen und den Geschichten dahinter beinahe zu Tränen rührt, die gerade noch durch den servierten Saibling aufgefangen werden. Nach dem Dessert zu den Werken von Marc Völker http://marcvoelker.com selbst, sollte dieser an Kunst und Kulinarik reiche Abend im Alpenhof eigentlich rasch zu Ende sein. Aber die Eindrücke klingen nach. Und das Reden über die Kunst und das Blaue Land wollen nun mal einfach kein Ende nehmen.

Wie das Blaue Land zu seinem Namen kam und was ihr in Murnau am Staffelsee sonst noch entdecken könnt, lest ihr hier: https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/08/20/gabriele-muenters-vermaechtnis/

Weitere KunstWirte-Touren

Die nächsten KunstKulinarischen Reisen finden statt am
4. und 11. September, 9. und 16. Oktober, 6. und 13. November 2020. Anmeldung über die Tourist-Information Murnau:
E-Mail: kunstwirte@murnau.de, Telefon 08841 – 476 240.

Dem Himmel ganz nah – mit Bildern in der Schokoladenmanufaktur Murnau von Ute Bauer-Schröter, einer der sechs weiteren KünstlerInnen der KunstKulinarischen Reisen Foto: Claudia Reshöft
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Gabriele Münter und die Blauen Reiter

Es soll das Blau gewesen sein, welches das Murnauer Moos am Fuß der Alpen in die wohl romantischte aller Farben taucht und Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Franz Marc und August Macke zur Namensgebung ihrer Vereinigung Der Blaue Reiter inspirierte.
Die KünstlerInnen fuhren Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Bahn in die „Sommerfrische“ nach Murnau und entdeckten das Schauspiel, das sich insbesondere an späten Sommerabenden wiederholte. Kandinskys Vorliebe für die Farbe Blau und Marcs Schwäche für Pferde verbanden sich so zu den Blauen Reitern, die mit Ausstellungen ihrer expressionistischen Arbeiten in den Jahren 1911/12 für Furore und Aufruhr sorgten und seither zu den bedeutendsten Wegbereitern der modernen Kunst im 20. Jahrhundert zählen. Zu den Blauen Reitern gehören neben Marc und Kandinsky auch Robert Delaunay, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Alfred Kubin und August Macke.

„Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen
in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht
nach Reinem und schließlich Übersinnlichem,
denn es ist die Farbe des Himmels“. 

Wassily Kandinsky

Das „Russenhaus“ von Murnau

Zu den Blauen Reitern gesellten sich zahlreiche Russen. Einer der bedeutendsten unter ihnen, Wassily Kandinsky, war mit der expressionistischen Malerin Gabriele Münter liiert. Das Paar kaufte sich ein Haus in der Kottmüllerstraße, welches sie von 1909 bis 1914 gemeinsam bewohnten – und in das sie natürlich ihre russischen Künstler-KollegInnen einluden. Das lockere Treiben dort erschien den Murnauern suspekt, weshalb sie es wohl mit einer Mischung aus Respekt und Abscheu nur das „Russenhaus“ nannten.

Gerettete Kunst

Nach Kandinskys Rückkehr nach Russland blieb seine Lebensgefährtin Gabriele Münter nach längerer Abwesenheit bis zu ihrem Tod 1962 in Murnau wohnen. Ihr ist zu verdanken, dass ein Teil der unter den Nationalsozialisten als „entartet“ geltenden Werke erhalten blieben. Unter anderem wird erzählt, sie habe in den Kriegsjahren so argen Hunger gelitten, dass sie beim örtlichen Metzger Bilder gegen ein Stück Wurst eingetauscht habe. Woraufhin der Metzger sich angesichts des jämmerlichen Mütterleins gnädig erwies – und Leinwände und Rahmen in Ermangelung von Brennstoffen zum Heizen verwendet haben soll. Getreu dem Motto: Von wegen Kunst – das kann weg.

Heute heißt das „Russenhaus“ Münter-Haus und ist eine Gedenkstätte und ein Museum. Es wird von einer Stiftung getragen, die nach der Künstlerin und ihrem späteren Lebensgefährten Johannes Eichner benannt ist.

Mehr Infos: http://www.muenter-stiftung.de/de/das-munter-haus-2/

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Kultur Gut Hasselburg: Wo die Musik zu Hause ist

Menschen, die auf dem satten Grün des weiten Innenhofs ihre Picknickdecken ausbreiten. Entspannte Gesichter im Licht der untergehenden Sonne, hier und da heiteres Gelächter, das erst verstummt, als die Musik ertönt und die laue Abendluft erfüllt. Gäste, die sich barfuß tanzend im Rhythmus wiegen …

Stifter Constantin Stahlberg
Foto: Claudia Reshöft

So etwa mag Constantin Stahlberg sich das vorgestellt haben, als er sich mit seiner Stahlberg Stiftung daran wagte, Gut Hasselburg in Ostholstein zu sanieren. Einen Ort hatte er schaffen wollen, an dem die Musik zu Hause ist und an dem Menschen Urlaub machen können wie im Bilderbuch. Daraus wurde ein bauliches Mammutprojekt, das nach zehn Jahren Bauzeit und der Investition eines zweistelligen Millionenbetrages kürzlich abgeschlossen wurde. Die kulturelle Vision des Stifters hat sich damit jedoch noch nicht gänzlich erfüllt.

Einzigartiges Gutshof-Ensemble

Wie aus dem Bilderbuch: Das Torhaus des Kultur Gutes Hasselburg in Schleswig-Holstein
Foto: Claudia Reshöft

Das Gut Hasselburg nahe Neustadt in Holstein gehört zu den wohl elegantesten feudalen Ensembles Schleswig-Holsteins. Schon die Anfahrt durch die schnurgerade, 300 Meter lange Lindenallee lässt vermuten, das prachtvoll geschwungene Torhaus mit seinem Rundbogentürmchen auf dem Mittelpavillon sei das Gut selbst. Doch sobald die von Mauern umschlossene Torzufahrt passiert ist, gelangt man in den weiten Innenhof des Gutes, der von zwei imposanten Gebäuden gerahmt wird.

Deutschlands größte erhaltene Reetdachscheune steht auf dem ostholsteinischen Gut Hasselburg nahe Altenkrempe
Foto: Claudia Reshöft

Zur rechten Hand liegt Deutschlands größte erhaltene Reetdachscheune. Wegen ihres einzigartigen Ständerwerks und der immensen Ausmaße von 74 mal 24 Meter wird sie auch Eichenkathedrale genannt und als Konzertscheune, beispielsweise während des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals, genutzt. Zur Linken begrenzt das kürzlich eröffnete Kuhhaus mit seinem backsteinernen Kreuzgewölbe das Ensemble. Erst hinter dem von einer Baumreihe bestandenen Wassergraben liegt das von Kavaliershäusern flankierte, spätbarocke Herrenhaus Hasselburg. Hier residiert die Hörspielproduzentin Heikedine Körting (u. a. Die drei ???, TKKG, Hui Buh, das Schlossgespenst).

Vom Herrensitz zum Kultur Gut

In dem Herrenhaus von Gut Hasselburg residiert die Hörspiel-Produzentin Heikedine Körting
Foto: Claudia Reshöft

Heikedine Körting ist zu verdanken, dass Constantin Stahlberg den spätbarocken Landsitz entdeckte. Die beiden kennen sich seit 26 Jahren. Der Ex-Unternehmer, Hamburger Mäzen und passionierte Musiker komponierte Musik für ihre Hörspiele. Als Gut Hasselburg – und mit ihm auch das von Körting gepachtete Herrenhaus – 2005 zum Verkauf stand, schwebte ihm vor, hier könne ein kulturelles Zentrum entstehen, in dem neben der klassischen Musik auch Theater oder Musicals eine Heimat finden. „Wir möchten hier sämtliche Spielarten der Kultur durchdeklinieren“, sagt Constantin Stahlberg. Er legt Wert darauf, dass in Hasselburg Kultur zu Hause ist, die den Menschen gefällt. Vielen Menschen, und nicht etwa nur einem elitären Kreis.

Schon unter Heikedine Körting und ihrem 2016 verstorbenen Mann Andreas Beurmann, einem Musikwissenschaftler, hatte sich die Hasselburgsche Konzertscheune in den 1980er Jahren als Spielstätte des Schleswig-Holstein Musik Festivals einen Namen gemacht, ebenso mit den durch den Kulturkreis Hasselburg e. V. während der Wintermonate veranstalteten Kammerkonzerten im Herrenhaus. Doch erst mit der Übernahme Hasselburgs durch die Stahlberg Stiftung konnte die baufällig gewordene Konzertscheune nach neuesten baulichen Vorschriften saniert werden. Das war aber nur der Auftakt zu einem Gesamtkonzept.

Bildschön schlafen im Torhaus

Das designprämierte Torhaus Foto: Claudia Reshöft

„Als wir Hasselburg übernahmen, hat uns der desolate Zustand doch überrascht. Die Scheune und das Kuhhaus waren marode und auch das Torhaus war stark sanierungsbedürftig“, erinnert sich Constantin Stahlberg. Zudem musste das gewaltige Vorhaben auf wirtschaftlich solide Beine gestellt werden. Das von Gregor Greggenhofer entworfene Torhaus von 1763 mit seinen beiden Seitenflügeln wurde unter Denkmalschutzrichtlinien saniert und für die behutsame Umsetzung durch den Bund Deutscher Architekten (BDA) ausgezeichnet, sowie mit einem Denkmalschutzpreis bedacht. Heute beherbergt das spätbarocke Juwel das Café Cembalo, das von Freitag bis Sonntag geöffnet ist. Sowie neun nach Musikinstrumenten benannte Ferienwohnungen und weitere neun Komponisten-Gästezimmer, in denen das Interieur auf jegliche Effekthascherei verzichtet. Stattdessen dominieren hier klare Linien und aus edlem Holz handgefertigtes Mobiliar.

Staunen und feiern im Kuhhaus

Mehr Raum für Gäste, die nahe der Lübecker Bucht ihren Urlaub verbringen möchten, bieten die Ferienwohnungen im kürzlich eröffneten Kuhhaus. Im Zentrum jedoch steht das backsteinerne Kreuzgewölbe, ein faszinierender Saal mit beinahe sakral anmutender Atmosphäre, in den durch bodentiefe Fenster das Tageslicht fällt. Hier finden bis zu 150 Personen Platz – anlässlich von Hochzeiten oder anderen Veranstaltungen. Auch eine Ausstellung zu Heikedine Körtings Hörspiel-Reihe Die drei ??? soll schon bald Besucher in das Kuhhaus locken Die ersten Requisiten schlummern bereits in Glasvitrinen. Zudem sind Fotoausstellungen geplant.

Neuer Mittelpunkt: das backsteinerne Kreuzgewölbe
Foto: Claudia Reshöft

Kathedrale der Musik: die Konzertscheune

Bevor Constantin Stahlberg sich Hasselburgs annahm, hatte er als Pianist auf der Bühne des Barocksaals gestanden. Mittlerweile hat der musikverliebte Mäzen, der in Hamburg das Jugendprojekt musical@school ins Leben gerufen hat, einige seiner eigenen Musical-Kompositionen (u.a. Mona Lisa, Sherlock) in der schleswig-holsteinischen „Eichenkathedrale“ zur Aufführung gebracht.

Ob Während des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals oder bei einer Kleinkunstveranstaltung – in der Konzertscheune schlägt das musikalische Herz von Gut Hasselburg Foto: Claudia Reshöft

Bedingt durch die Covid19-Maßnahmen kann die Konzertscheune in diesem Jahr nicht wie gewohnt genutzt werden. Doch entspannt sich die Lage, wird es in der Konzertsaison 2021 u.a. zu weiteren Aufführungen von Stahlbergs Erfolgs-Musical Mona Lisa kommen. Auch das Schleswig-Holstein Musik Festival wird wieder auf dem Kultur Gut Hasselburg zu Gast sein.

Kleinkunst unter freiem Himmel

Einstweilen aber wird auf der Open Air Bühne Kleinkunst geboten – von der Lesung bis zum Bar Jazz-Konzert (https://hasselburg.de/veranstaltungen/). Und wer mag, bleibt nicht nur für zwei, drei Stunden, sondern auch für längere Zeit in den bildschönen Ferienwohnungen, in denen man sich nur allzu gern wachküssen lässt.

Mehr Infos sowie Termine zu den Veranstaltungen
auf dem Kultur Gut Hasselburg

www.hasselburg.de

www.stahlberg-stiftung.de

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Vintage-Fotografie: Malen mit der Kamera

Mein Blogazine www.strandkorb-gefluester.de lebt neben meinen Texten natürlich auch von Fotos. Ich fotografiere leidenschaftlich gern. Aber nicht immer gelingt es mir, die Seele eines Motivs so einzufangen, wie ich es mir wünsche. Denn ich bin ein absoluter Laie an der Kamera. Für einen Foto-Kurs fehlte mir bisher die Zeit. Daher machte mich die Ankündigung eines Facebook-Bekannten neugierig: „Kreatives Fotografieren mit Vintage-Objektiven“ mit Gunnar Asmus in der Alten Schlossgärtnerei in Plön. Wenn ich Gunnar richtig verstanden habe, geht es bei der Vintage-Fotografie um eine ganz andere Form des Sehens. Und um das schon einmal vorwegzunehmen: Einfach mal den Kopf ausschalten, den Blick auf das Wesen(tliche) richten, versunken sein im Hier und Jetzt – ja, ich habe nicht nur mehr über Fotografie gelernt, sondern auch eine wunderbare Variante der Natur-Meditation entdeckt.

Der mit der Kamera malt …

Gunnar Asmus mit Kamera und Vintage-Objektiv
Immer auf der Motivsuche: Gunnar Asmus aus Malente
Foto: privat

Ich hatte schon eine Weile lang Gunnars Foto-Posts verfolgt (https://www.facebook.com/gunnar.asmus.3). Darauf sind zumeist einzelne Blüten vor unscharfem Hintergrund zu sehen, sie erscheinen beinahe geheimnisvoll. Gunnar ist Beamter beim Land Schleswig-Holstein und nebenbei leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Er gibt Kurse zum kreativen Fotografieren an der VHS Eutin https://vhs-eutin.de/ und organisiert die Fototage zwischen den Seen www.perspektiven-malente.de. Der erste Termin im Juli fiel sprichwörtlich ins Wasser und wurde um eine Woche verschoben. Aber mein Kalender ist an diesem Tag schon gut gefüllt, trotzdem möchte ich unbedingt dabei sein – und sei es nur für eine gute Stunde.
Treffpunkt ist die Alte Schlossgärtnerei in Plön, ein privatwirtschaftlich betriebener Garten, der unmittelbar an den Plöner See grenzt (http://www.alte-schlossgaertnerei-ploen.de/). Weil ich spät dran bin, haste ich dorthin. Aber der Anblick der offenbar tiefenentspannten Teilnehmer, die sich in dem naturnahen Garten schon einen malerischen Platz samt Kamera und Stativ gesichert hatten, lässt mich automatisch zwei Gänge runterschalten.

Auf der Suche nach dem richtigen Motiv

Für Neulinge wie mich hat Gunnar eine große Auswahl an Vintage-Objektiven dabei, jedes bietet einen anderen Effekt – mal mit größerer Unschärfe, mal mit kleinen Bubbles (Bokeh genannt). Aber allen gemeinsam ist: Sie stammen aus der vor-digitalen Zeit der Fotografie, in der Autofokus ein Fremdwort war, die Blende manuell über den Blendenring eingestellt wurde und es nicht um gestochen scharfe Aufnahmen ging. Gunnar hat inzwischen 16 analoge Objektive gesammelt, die über spezielle Adapter mit der digitalen Kamera verbunden werden können. Und was ist der Effekt? „Damit könnt ihr so fotografieren, wie ihr es real mit dem Auge nicht wahrnehmen könnt. Ihr lernt also gewissermaßen, die Kamera wie ein Malwerkzeug einzusetzen“, verspricht er. Ich Anfängerin entscheide mich auf seine Empfehlung hin für ein Carl Zeiss Jena Ultron 50 mm f 1.8. Dann gehen wir auf Motivsuche durch den Garten.
Vor einem Brombeerstrauch bleibe ich stehen. Ich will mich an einer Blüte samt grüner Frucht versuchen. Gunnar rät mir: „Mit analogen Objektiven kann man nicht mal eben schnell auslösen und auf ein perfektes Ergebnis hoffen. Nimm dir Zeit, richte dein Stativ aus, fokussiere mit der Lupe, nutze das Gegenlicht und nähere dich langsam deinem Motiv an.“ Und dann überlässt er mich meiner Übung. Runterkommen, Kopf ausschalten, mich an den Moment und das Motiv hingeben … mal schauen, ob das klappt.

Ob die Vintage-Fotografie und ich zusammenpassen?

Hm, ganz so habe ich mir das nicht vorgestellt. Das Ergebnis ist weit entfernt von dem leicht Verzauberten, das Gunnars Fotos zu eigen ist. Also marschiere ich weiter durch den verwunschenen Garten und versuche mich als Nächstes an Herbstanemonen und Mohn. Dank der digitalen Rückschau kann ich mir das Ergebnis gleich anschauen.

Ob es an den Motiven liegt oder an der zunehmenden Achtsamkeit, mit der ich durch dieses kleine Paradies wandere – diesmal habe ich den Eindruck, auf der richtigen Spur zu sein. Aber gerade als ich den Suchtfaktor spüre, von dem Gunnar mir erzählt hat, beginnt meine innere Uhr laut zu ticken – ich muss leider los. Der nächste Termin wartet. Aber eines steht fest: Ich bin mit dem Vintage-Fotografie-Virus infiziert und mache weiter! Denn diese Art des wirkt wie eine Meditation, aus der man mehr Achtsamkeit und zudem noch zauberhafte Fotos mitnehmen kann.

Fast wie gemalt das Mohn-Trio, oder?
Foto: Claudia Reshöft

Weitere Kurse mit Gunnar Asmus

14.08.20 Kreatives Fotografieren mit Vintage-Objektiven: Fotoworkshop in der Alten Schlossgärtnerei Plön.

24./25.10.20 Natur erleben und festhalten – kreative Fotografie im Wald: 2-tägiger Fotoworkshop in Malente

Mehr Infos und Anmeldung per Email an Gunnar.Asmus@t-online.de oder mobil 0172-4374476