Mein Blogazine www.strandkorb-gefluester.de lebt neben meinen Texten natürlich auch von Fotos. Ich fotografiere leidenschaftlich gern. Aber nicht immer gelingt es mir, die Seele eines Motivs so einzufangen, wie ich es mir wünsche. Denn ich bin ein absoluter Laie an der Kamera. Für einen Foto-Kurs fehlte mir bisher die Zeit. Daher machte mich die Ankündigung eines Facebook-Bekannten neugierig: „Kreatives Fotografieren mit Vintage-Objektiven“ mit Gunnar Asmus in der Alten Schlossgärtnerei in Plön. Wenn ich Gunnar richtig verstanden habe, geht es bei der Vintage-Fotografie um eine ganz andere Form des Sehens. Und um das schon einmal vorwegzunehmen: Einfach mal den Kopf ausschalten, den Blick auf das Wesen(tliche) richten, versunken sein im Hier und Jetzt – ja, ich habe nicht nur mehr über Fotografie gelernt, sondern auch eine wunderbare Variante der Natur-Meditation entdeckt.
Der mit der Kamera malt …
Ich hatte schon eine Weile lang Gunnars Foto-Posts verfolgt (https://www.facebook.com/gunnar.asmus.3). Darauf sind zumeist einzelne Blüten vor unscharfem Hintergrund zu sehen, sie erscheinen beinahe geheimnisvoll. Gunnar ist Beamter beim Land Schleswig-Holstein und nebenbei leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Er gibt Kurse zum kreativen Fotografieren an der VHS Eutin https://vhs-eutin.de/ und organisiert die Fototage zwischen den Seen www.perspektiven-malente.de. Der erste Termin im Juli fiel sprichwörtlich ins Wasser und wurde um eine Woche verschoben. Aber mein Kalender ist an diesem Tag schon gut gefüllt, trotzdem möchte ich unbedingt dabei sein – und sei es nur für eine gute Stunde.
Treffpunkt ist die Alte Schlossgärtnerei in Plön, ein privatwirtschaftlich betriebener Garten, der unmittelbar an den Plöner See grenzt (http://www.alte-schlossgaertnerei-ploen.de/). Weil ich spät dran bin, haste ich dorthin. Aber der Anblick der offenbar tiefenentspannten Teilnehmer, die sich in dem naturnahen Garten schon einen malerischen Platz samt Kamera und Stativ gesichert hatten, lässt mich automatisch zwei Gänge runterschalten.
Auf der Suche nach dem richtigen Motiv
Für Neulinge wie mich hat Gunnar eine große Auswahl an Vintage-Objektiven dabei, jedes bietet einen anderen Effekt – mal mit größerer Unschärfe, mal mit kleinen Bubbles (Bokeh genannt). Aber allen gemeinsam ist: Sie stammen aus der vor-digitalen Zeit der Fotografie, in der Autofokus ein Fremdwort war, die Blende manuell über den Blendenring eingestellt wurde und es nicht um gestochen scharfe Aufnahmen ging. Gunnar hat inzwischen 16 analoge Objektive gesammelt, die über spezielle Adapter mit der digitalen Kamera verbunden werden können. Und was ist der Effekt? „Damit könnt ihr so fotografieren, wie ihr es real mit dem Auge nicht wahrnehmen könnt. Ihr lernt also gewissermaßen, die Kamera wie ein Malwerkzeug einzusetzen“, verspricht er. Ich Anfängerin entscheide mich auf seine Empfehlung hin für ein Carl Zeiss Jena Ultron 50 mm f 1.8. Dann gehen wir auf Motivsuche durch den Garten.
Vor einem Brombeerstrauch bleibe ich stehen. Ich will mich an einer Blüte samt grüner Frucht versuchen. Gunnar rät mir: „Mit analogen Objektiven kann man nicht mal eben schnell auslösen und auf ein perfektes Ergebnis hoffen. Nimm dir Zeit, richte dein Stativ aus, fokussiere mit der Lupe, nutze das Gegenlicht und nähere dich langsam deinem Motiv an.“ Und dann überlässt er mich meiner Übung. Runterkommen, Kopf ausschalten, mich an den Moment und das Motiv hingeben … mal schauen, ob das klappt.
Ob die Vintage-Fotografie und ich zusammenpassen?
Brombeerblüte in Nahaufnahme Der Versuch, eine Dolde mit dem Vintage-Objektiv einzufangen
Hm, ganz so habe ich mir das nicht vorgestellt. Das Ergebnis ist weit entfernt von dem leicht Verzauberten, das Gunnars Fotos zu eigen ist. Also marschiere ich weiter durch den verwunschenen Garten und versuche mich als Nächstes an Herbstanemonen und Mohn. Dank der digitalen Rückschau kann ich mir das Ergebnis gleich anschauen.
Herbstanemone Sich entfaltende Mohnblüte
Ob es an den Motiven liegt oder an der zunehmenden Achtsamkeit, mit der ich durch dieses kleine Paradies wandere – diesmal habe ich den Eindruck, auf der richtigen Spur zu sein. Aber gerade als ich den Suchtfaktor spüre, von dem Gunnar mir erzählt hat, beginnt meine innere Uhr laut zu ticken – ich muss leider los. Der nächste Termin wartet. Aber eines steht fest: Ich bin mit dem Vintage-Fotografie-Virus infiziert und mache weiter! Denn diese Art des wirkt wie eine Meditation, aus der man mehr Achtsamkeit und zudem noch zauberhafte Fotos mitnehmen kann.
Foto: Claudia Reshöft
Weitere Kurse mit Gunnar Asmus
14.08.20 Kreatives Fotografieren mit Vintage-Objektiven: Fotoworkshop in der Alten Schlossgärtnerei Plön.
24./25.10.20 Natur erleben und festhalten – kreative Fotografie im Wald: 2-tägiger Fotoworkshop in Malente
Mehr Infos und Anmeldung per Email an Gunnar.Asmus@t-online.de oder mobil 0172-4374476