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Noch bevor ich zum ersten Mal da war, wusste ich: Rom ist meine Stadt! Ihre atemberaubende Geschichte und zurückhaltende, noble Pracht, die kleinen Cafés und Restaurants abseits der touristischen Hotspots, die Sprache, das Essen … hach! Nachdem der geplante Kurztrip mit meiner Tochter in der Woche nach Ostern corona-bedingt ausfiel, haben wir ihn jetzt, im September, nachgeholt. Nicht Kultur und Kunst standen auf dem Programm, wir wollten uns einfach nur treiben lassen. Und Roms unbekannte Seiten entdecken. So stießen wir bei unseren Recherchen auf Federico Spadoni. Mit ihm wollen wir uns auf die Spur von Trüffeln begeben.
Pinien & Vierbeiner statt Pantheon & Vatikan
Wer mich kennt, weiß, dass ich die Natur liebe. Und Hunde! Und beides weitaus mehr als Trüffel. Ohne dass ich es ahnte, geht es Federico Spadoni, unserem Gastgeber für den heutigen Tag, wohl genauso … Der 32-Jährige lebt nahe Rom und hat fünf Hunde, alle sind für die Trüffelsuche ausgebildet. Er verspricht: Für sechs Stunden wird er uns mitnehmen auf eine Entdeckungstour durch die Wälder von Rom, seine Vierbeiner werden Trüffel aufspüren, die wir später bei ihm zu Hause zubereiten. Klingt doch fantastisch!
Wir fahren mit der Bahn eine Dreiviertelstunde bis nach Cesano. Federico wartet schon auf uns und mit ihm seine wichtigsten Mitarbeiter: Rex, ein Grifo Nero Valnerino, Argo, ein Lagotto Romagnolo und dessen Tochter Arya, ein zauberhafter Mix mit einer Cocker-Spaniel-Hündin. Und dann geht es rein in den Wald.
Wo Trüffel gedeihen, wächst kein Gras mehr
Sobald die drei Vierbeiner von der Leine gelassen werden, preschen sie los. Die Nase immer am Boden. „Immer den Hunden nach, sie geben die Richtung vor“, sagt Federico. Während die auf der Suche sind, weiht uns ihr Master in die Geheimnisse der Trüffel ein. „Die Knollen gedeihen zumeist unter der Erde in der Nähe von Baumwurzeln, überwiegend von Laubbäumen. Sind die Trüffel eine Symbiose mit ihren Wirtspflanzen eingegangen sind, entsteht eine vegetationsgeschädigte Zone, die auch ‚verbrannte Erde‘ genannt wird.“ Wir befinden uns gerade auf einem solchen Flecken, und es dauert nicht lange, bis Argo zu Federico läuft und ihm einen Trüffel in die Hand spuckt. Kurz danach taucht auch Rex auf, der sichtlich auf seiner Beute herumkaut und nur noch einen halben Trüffel in Federicos ausgestreckte Hand kullern lässt. Woraufhin Federico ihn kopfschüttelnd, aber milde lächelnd tadelt.
Fotos: Claudia Reshöft/ Strandkorb-Geflüster
Eine Arbeit, die beide erfüllt: Herr und Trüffel-Hund
„Neun Sorten gedeihen rund um Rom“, zählt Federico auf: u.a. der schwarze Sommertrüffel, dem wir heute auf der Spur sind, der Weiße Albatrüffel, der hocharomatische Wintertrüffel sowie der kleine weiße Märztrüffel (in Italien Bianchetto oder Marzuolo genannt), für den Federico selbst eine Schwäche entwickelt hat. „Sie wachsen vorzugsweise unter Pinien“, weiß er. Und auch, dass er die großen Weißen in eher feuchten Gegenden findet und die schwarzen Wintertrüffel eher in den Bergen.
Sein Handwerk hat Federico von einem alten Bauern gelernt. Federicos ganze Leidenschaft gilt aber weniger der Trüffelsuche, sondern seinen Hunden, die er selbst trainiert. „Ein guter Trüffelsucher macht einen guten Hund und ein guter Hund macht einen guten Trüffelsucher“, sagt Federico und betont die ausgezeichnete Beziehung zu den Hunden für eine erfolgreiche Trüffelsuche. „Mit ihnen zu arbeiten und sie glücklich zu sehen, ist das Beste, was mir passieren kann“, sagt er und seine leuchtenden Augen lassen keinen Zweifel daran, dass er das Draußensein und die stille Übereinkunft mit seinen vierbeinigen Freunden wie die Luft zum Atmen braucht.
Foto: Claudia Reshöft/Strandkorb-Geflüster
Trüffel schmecken auch Hunden
Langsam füllt sich der Beutel, in dem Federico die Trüffel verschwinden lässt. Doch die Hitze setzt den Hunden zu. Federico holt einen faltbaren Napf aus seinem Rucksack und befüllt ihn mit Wasser. Und schon stürzen sich die drei Hundeschnauzen auf das kühle Nass.
Hier könnt ihr Federicos Hunden beim Trinken zuschauen 😉
Dann geht’s weiter in ein mit Pinien bewachsenes Areal. Auch hier zeigt sich an einigen Stellen die „verbrannte Erde“. Die Hunde laufen los, Rex verleibt sich das eine oder andere kostbare Exemplar ein. Doch Argo macht seinem Ruf als Champion des regionalen „Truffle Race“ alle Ehre. In schöner Regelmäßigkeit – und Zuverlässigkeit – apportiert er die ausgegrabenen Knollen. Ist das Erdreich zu trocken, was im Hitzesommer 2020 auch in den Wäldern Roms fast überall der Fall ist, hilft Federico mit seiner Trüffelschaufel ein wenig nach, um den Hunden das Ausgraben zu erleichtern. Der kleinen Arya, gerade mal ein Jahr alt, ist die Trüffelsuche aber offensichtlich zu anstrengend. Alle naslang streckt sie alle Viere von sich, um am Ende unserer Suche doch noch stolz einen Fund abzuliefern.
Viel Natur, wenig Trüffel-Ausbeute
Gut drei Stunden streifen wir mit Federico und seinen Hunden durch Pinien- und Eichenwälder. Obwohl die Hunde unablässig unterwegs sind, beträgt unsere Ausbeute gerade mal rund 60 Gramm. „Trüffel brauchen den Regen von vor drei Monaten“, sagt Federico. „Doch der Juni war extrem trocken und damit werden auch die Trüffel knapp. So wird angesichts der Ausbeute klar, warum die Knollen als teuerste Speisepilze der Welt gehandelt werden: ein Kilogramm weiße Trüffel kostet bis zu 9.000 Euro!
Foto: Federico Spadoni für http://www.strandkorb-gefluester.de
Wir sollen noch in den Genuss der schwarzen Sommertrüffel kommen. In Federicos Zuhause bei Cesano begegnen wir noch den beiden anderen seiner fünf Hunde: Aryas Mutter Sally, eine sanftmütige und komplett verschmuste Cocker-Spaniel-Hündin sowie Aryas Schwester Brienne. Nach der Begrüßungszeremonie legen sich die eifrigen vierbeinigen Mitarbeiter im Garten ab.
Getrüffeltes Spiegelei ist die Krönung
Drinnen haben Federicos Vater Santino und seine Freundin Giulia ein dreigängiges Menü für uns vorbereitet. Doch erst einmal müssen die Trüffel sehr, sehr gründlich mit einer Bürste gereinigt werden, dann heißt es genießen – alles mit einer dicken Schicht fein geriebenen Trüffel: Bruschetta, echten (!) italienischen Mozzarella, hausgemachte Ravioli und last but not least als Krönung – ein üppig getrüffeltes Spiegelei.
So viel Naturerleben, so herzliche Gastfreundschaft, so nette Menschen, so wunderbare, sanftmütige Hunde – ich war gewiss nicht das letzte Mal in den Wäldern von Rom unterwegs.
sind ein Herz und eine Seele
Foto: Claudia Reshöft
Ihr habt Lust, Federico und seine Hunde bei einer Trüffelsuche zu begleiten? Hier könnt ihr euch anmelden: http://www.discoveringtruffles.com
Vom Trüffelschwein zum Hund
Seit dem 15. Jahrhundert war das Ausgraben der Trüffel
die Aufgabe von Schweinen. Genauer gesagt, von Säuen. Angezogen von dem Geruch, der den von den männlichen Schweinen abgesonderten Sexualhormonen ähnelt, spürten sie Trüffel bis zu einer Tiefe von gut zwei Metern auf.
Die Bauern, die sie an der Leine führten, konnten aber kaum verhindern, dass sie Säue sich die Leckerbissen einverleiben wollten. Dazu wurde ihnen ein Eisenring um den Rüssel gelegt. Da die Schweine beim Graben die Baumwurzeln stark beschädigten, ist diese Praxis heute in Italien verboten. Lieber vertrauen die Trüffelsucher hier auf ihre spürsicheren und apportierfreudigen Hunde.