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Gabriele Münter und die Blauen Reiter

Es soll das Blau gewesen sein, welches das Murnauer Moos am Fuß der Alpen in die wohl romantischte aller Farben taucht und Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Franz Marc und August Macke zur Namensgebung ihrer Vereinigung Der Blaue Reiter inspirierte.
Die KünstlerInnen fuhren Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Bahn in die „Sommerfrische“ nach Murnau und entdeckten das Schauspiel, das sich insbesondere an späten Sommerabenden wiederholte. Kandinskys Vorliebe für die Farbe Blau und Marcs Schwäche für Pferde verbanden sich so zu den Blauen Reitern, die mit Ausstellungen ihrer expressionistischen Arbeiten in den Jahren 1911/12 für Furore und Aufruhr sorgten und seither zu den bedeutendsten Wegbereitern der modernen Kunst im 20. Jahrhundert zählen. Zu den Blauen Reitern gehören neben Marc und Kandinsky auch Robert Delaunay, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Alfred Kubin und August Macke.

„Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen
in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht
nach Reinem und schließlich Übersinnlichem,
denn es ist die Farbe des Himmels“. 

Wassily Kandinsky

Das „Russenhaus“ von Murnau

Zu den Blauen Reitern gesellten sich zahlreiche Russen. Einer der bedeutendsten unter ihnen, Wassily Kandinsky, war mit der expressionistischen Malerin Gabriele Münter liiert. Das Paar kaufte sich ein Haus in der Kottmüllerstraße, welches sie von 1909 bis 1914 gemeinsam bewohnten – und in das sie natürlich ihre russischen Künstler-KollegInnen einluden. Das lockere Treiben dort erschien den Murnauern suspekt, weshalb sie es wohl mit einer Mischung aus Respekt und Abscheu nur das „Russenhaus“ nannten.

Gerettete Kunst

Nach Kandinskys Rückkehr nach Russland blieb seine Lebensgefährtin Gabriele Münter nach längerer Abwesenheit bis zu ihrem Tod 1962 in Murnau wohnen. Ihr ist zu verdanken, dass ein Teil der unter den Nationalsozialisten als „entartet“ geltenden Werke erhalten blieben. Unter anderem wird erzählt, sie habe in den Kriegsjahren so argen Hunger gelitten, dass sie beim örtlichen Metzger Bilder gegen ein Stück Wurst eingetauscht habe. Woraufhin der Metzger sich angesichts des jämmerlichen Mütterleins gnädig erwies – und Leinwände und Rahmen in Ermangelung von Brennstoffen zum Heizen verwendet haben soll. Getreu dem Motto: Von wegen Kunst – das kann weg.

Heute heißt das „Russenhaus“ Münter-Haus und ist eine Gedenkstätte und ein Museum. Es wird von einer Stiftung getragen, die nach der Künstlerin und ihrem späteren Lebensgefährten Johannes Eichner benannt ist.

Mehr Infos: http://www.muenter-stiftung.de/de/das-munter-haus-2/