Kategorien
Land-Lauschen Reise-Geflüster

Mit Hunden auf Trüffelsuche

Click here for the english version (translated by deepl.com):
https://www.strandkorb-gefluester.de/?p=1483&page=2&preview=true

Noch bevor ich zum ersten Mal da war, wusste ich: Rom ist meine Stadt! Ihre atemberaubende Geschichte und zurückhaltende, noble Pracht, die kleinen Cafés und Restaurants abseits der touristischen Hotspots, die Sprache, das Essen … hach! Nachdem der geplante Kurztrip mit meiner Tochter in der Woche nach Ostern corona-bedingt ausfiel, haben wir ihn jetzt, im September, nachgeholt. Nicht Kultur und Kunst standen auf dem Programm, wir wollten uns einfach nur treiben lassen. Und Roms unbekannte Seiten entdecken. So stießen wir bei unseren Recherchen auf Federico Spadoni. Mit ihm wollen wir uns auf die Spur von Trüffeln begeben.

Pinien & Vierbeiner statt Pantheon & Vatikan

Wer mich kennt, weiß, dass ich die Natur liebe. Und Hunde! Und beides weitaus mehr als Trüffel. Ohne dass ich es ahnte, geht es Federico Spadoni, unserem Gastgeber für den heutigen Tag, wohl genauso … Der 32-Jährige lebt nahe Rom und hat fünf Hunde, alle sind für die Trüffelsuche ausgebildet. Er verspricht: Für sechs Stunden wird er uns mitnehmen auf eine Entdeckungstour durch die Wälder von Rom, seine Vierbeiner werden Trüffel aufspüren, die wir später bei ihm zu Hause zubereiten. Klingt doch fantastisch!
Wir fahren mit der Bahn eine Dreiviertelstunde bis nach Cesano. Federico wartet schon auf uns und mit ihm seine wichtigsten Mitarbeiter: Rex, ein Grifo Nero Valnerino, Argo, ein Lagotto Romagnolo und dessen Tochter Arya, ein zauberhafter Mix mit einer Cocker-Spaniel-Hündin. Und dann geht es rein in den Wald.

Wo Trüffel gedeihen, wächst kein Gras mehr

Sobald die drei Vierbeiner von der Leine gelassen werden, preschen sie los. Die Nase immer am Boden. „Immer den Hunden nach, sie geben die Richtung vor“, sagt Federico. Während die auf der Suche sind, weiht uns ihr Master in die Geheimnisse der Trüffel ein. „Die Knollen gedeihen zumeist unter der Erde in der Nähe von Baumwurzeln, überwiegend von Laubbäumen. Sind die Trüffel eine Symbiose mit ihren Wirtspflanzen eingegangen sind, entsteht eine vegetationsgeschädigte Zone, die auch ‚verbrannte Erde‘ genannt wird.“ Wir befinden uns gerade auf einem solchen Flecken, und es dauert nicht lange, bis Argo zu Federico läuft und ihm einen Trüffel in die Hand spuckt. Kurz danach taucht auch Rex auf, der sichtlich auf seiner Beute herumkaut und nur noch einen halben Trüffel in Federicos ausgestreckte Hand kullern lässt. Woraufhin Federico ihn kopfschüttelnd, aber milde lächelnd tadelt.

Eine Arbeit, die beide erfüllt: Herr und Trüffel-Hund

„Neun Sorten gedeihen rund um Rom“, zählt Federico auf: u.a. der schwarze Sommertrüffel, dem wir heute auf der Spur sind, der Weiße Albatrüffel, der hocharomatische Wintertrüffel sowie der kleine weiße Märztrüffel (in Italien Bianchetto oder Marzuolo genannt), für den Federico selbst eine Schwäche entwickelt hat. „Sie wachsen vorzugsweise unter Pinien“, weiß er. Und auch, dass er die großen Weißen in eher feuchten Gegenden findet und die schwarzen Wintertrüffel eher in den Bergen.
Sein Handwerk hat Federico von einem alten Bauern gelernt. Federicos ganze Leidenschaft gilt aber weniger der Trüffelsuche, sondern seinen Hunden, die er selbst trainiert. „Ein guter Trüffelsucher macht einen guten Hund und ein guter Hund macht einen guten Trüffelsucher“, sagt Federico und betont die ausgezeichnete Beziehung zu den Hunden für eine erfolgreiche Trüffelsuche. „Mit ihnen zu arbeiten und sie glücklich zu sehen, ist das Beste, was mir passieren kann“, sagt er und seine leuchtenden Augen lassen keinen Zweifel daran, dass er das Draußensein und die stille Übereinkunft mit seinen vierbeinigen Freunden wie die Luft zum Atmen braucht.

Trüffelsuche ist Teamarbeit – Federico und seine Hunde beherrschen das perfekt
Foto: Claudia Reshöft/Strandkorb-Geflüster

Trüffel schmecken auch Hunden

Langsam füllt sich der Beutel, in dem Federico die Trüffel verschwinden lässt. Doch die Hitze setzt den Hunden zu. Federico holt einen faltbaren Napf aus seinem Rucksack und befüllt ihn mit Wasser. Und schon stürzen sich die drei Hundeschnauzen auf das kühle Nass.

Hier könnt ihr Federicos Hunden beim Trinken zuschauen 😉

Dann geht’s weiter in ein mit Pinien bewachsenes Areal. Auch hier zeigt sich an einigen Stellen die „verbrannte Erde“. Die Hunde laufen los, Rex verleibt sich das eine oder andere kostbare Exemplar ein. Doch Argo macht seinem Ruf als Champion des regionalen „Truffle Race“ alle Ehre. In schöner Regelmäßigkeit – und Zuverlässigkeit – apportiert er die ausgegrabenen Knollen. Ist das Erdreich zu trocken, was im Hitzesommer 2020 auch in den Wäldern Roms fast überall der Fall ist, hilft Federico mit seiner Trüffelschaufel ein wenig nach, um den Hunden das Ausgraben zu erleichtern. Der kleinen Arya, gerade mal ein Jahr alt, ist die Trüffelsuche aber offensichtlich zu anstrengend. Alle naslang streckt sie alle Viere von sich, um am Ende unserer Suche doch noch stolz einen Fund abzuliefern.

Viel Natur, wenig Trüffel-Ausbeute

Gut drei Stunden streifen wir mit Federico und seinen Hunden durch Pinien- und Eichenwälder. Obwohl die Hunde unablässig unterwegs sind, beträgt unsere Ausbeute gerade mal rund 60 Gramm. „Trüffel brauchen den Regen von vor drei Monaten“, sagt Federico. „Doch der Juni war extrem trocken und damit werden auch die Trüffel knapp. So wird angesichts der Ausbeute klar, warum die Knollen als teuerste Speisepilze der Welt gehandelt werden: ein Kilogramm weiße Trüffel kostet bis zu 9.000 Euro! 


Wir sollen noch in den Genuss der schwarzen Sommertrüffel kommen. In Federicos Zuhause bei Cesano begegnen wir noch den beiden anderen seiner fünf Hunde: Aryas Mutter Sally, eine sanftmütige und komplett verschmuste Cocker-Spaniel-Hündin sowie Aryas Schwester Brienne. Nach der Begrüßungszeremonie legen sich die eifrigen vierbeinigen Mitarbeiter im Garten ab.

Getrüffeltes Spiegelei ist die Krönung

Drinnen haben Federicos Vater Santino und seine Freundin Giulia ein dreigängiges Menü für uns vorbereitet. Doch erst einmal müssen die Trüffel sehr, sehr gründlich mit einer Bürste gereinigt werden, dann heißt es genießen – alles mit einer dicken Schicht fein geriebenen Trüffel: Bruschetta, echten (!) italienischen Mozzarella, hausgemachte Ravioli und last but not least als Krönung – ein üppig getrüffeltes Spiegelei.
So viel Naturerleben, so herzliche Gastfreundschaft, so nette Menschen, so wunderbare, sanftmütige Hunde – ich war gewiss nicht das letzte Mal in den Wäldern von Rom unterwegs.

Foto: Clara Reshöft
Federico und Cocker Sally
sind ein Herz und eine Seele
Foto: Claudia Reshöft

Ihr habt Lust, Federico und seine Hunde bei einer Trüffelsuche zu begleiten? Hier könnt ihr euch anmelden: http://www.discoveringtruffles.com

Vom Trüffelschwein zum Hund
Seit dem 15. Jahrhundert war das Ausgraben der Trüffel
die Aufgabe von Schweinen. Genauer gesagt, von Säuen. Angezogen von dem Geruch, der den von den männlichen Schweinen abgesonderten Sexualhormonen ähnelt, spürten sie Trüffel bis zu einer Tiefe von gut zwei Metern auf.
Die Bauern, die sie an der Leine führten, konnten aber kaum verhindern, dass sie Säue sich die Leckerbissen einverleiben wollten. Dazu wurde ihnen ein Eisenring um den Rüssel gelegt. Da die Schweine beim Graben die Baumwurzeln stark beschädigten, ist diese Praxis heute in Italien verboten. Lieber vertrauen die Trüffelsucher hier auf ihre spürsicheren und apportierfreudigen Hunde.

Kategorien
Reise-Geflüster

Veneto: Reise in die
Heimat des Proseccos

Es ist gar nicht so einfach, des Rebstocks Herr zu werden. Die Wärme hat die Triebe der Glera-Traube auf Peitschenlänge wuchern lassen. Mirco Grotto kann sich auf die Zehenspitzen stellen und die Hände noch so weit recken, und doch reicht der 1,83 Meter-Mann nicht so weit an die rankenden Spitzen heran, dass er sie um den Spalierdraht winden kann. Also nimmt er einen Hocker zu Hilfe. Daraufhin steht er mit zwei Beinen am Abgrund der steil abfallenden Weinterrasse – ein Bild, das man sich kaum anschauen kann, ohne nervös zu werden. Und eines, das sich im September zur Weinlese wiederholen wird.
Ja, die heldenhafte Arbeit am Hügel Cartizze ist eine Herausforderung. Und zugleich das größte Glück – für die Winzer wie auch für die Liebhaber des besten Proseccos der Welt.

Mirco Grotto auf dem Weg zum Cartizze-Gipfel (Foto: C. Reshöft)

Ein Prickeln, das die Weinbauern zum Schäumen bringt

Prosecco? Bei diesem Wort denkt so mancher an die bei Damenrunden so beliebte, süffige Variante aus dem Supermarkt. Oder an das blubbernde Gebräu in Dosen, das Mitte der Nullerjahre, von einer grellblonden Milliardenerbin angepriesen, für Furore auf dem Markt der Prickeldrinks sorgte und den Spumante in den Verruf des Massenfusels brachte. Der ramponierte Ruf des italienischen Exportschlagers versetzte die Weinbauern im Veneto derart ins Schäumen, sodass sie etwas zur Ehrenrettung des Proseccos unternehmen mussten. Mit Erfolg: Seit 2009 ist das 6.100 Hektar große Produktionsgebiet zwischen Conegliano und Valdobbiadene mit der kontrollierten und garantierten Herkunftsbezeichnung DOCG geschützt. Nun ist der Prosecco Superiore trockene Klasse statt süße Masse. Und der vom Cartizze ist die Krönung. 

Der Cartizze: Top-Lage für einige der besten Prosseccos (Foto: Claudia Reshöft)

Begehrte Top-Lage

Mirco Grotto sitzt nach getaner Arbeit in seinem Garten bei Santo Stefano. Er blickt auf die besonders begehrte Lage des DOCG-Gebiets. 110 Weinbauern, zu denen auch er gehört, teilen sich die 107 Hektar extremen Steilhänge, die über Jahrmillionen von Moränenablagerungen, Sandstein und Ton geformt wurden. Tagsüber wird der Weinberg Cartizze von der Sonne geküsst, in den kühlen Nächten streichelt ihn der Wind. Es sind das milde Mikroklima und der uralte Boden, die dem sortenreinen Superiore di Cartizze seinen außergewöhnlichen Charakter verleihen. In blassem Strohgelb, mit grünlichen Reflexen perlt der Prosecco in dem Kelchglas, das Mirco uns reicht. Für uns ein unerwartet trockener Genuss von leicht spröder Noblesse, überraschend frisch, mit einer Note von Pfirsich und Aprikose.  „Dies ist der Zero, mit null Prozent Restzucker. Er ist gemacht für ein paar wenige, die seine Reinheit zu schätzen wissen“, sagt Mirco mit dem Stolz eines Passionierten, der eine Schwäche für Raritäten pflegt. 

Mirco Grottos Ziel: Zero Zucker

Mirco Grotto vom Weingut Garbara serviert einen Prosecco superiore Cartizze
Von Mirco Grotto kühl serviert: Prosecco superiore Cartizze auf dem Weingut Garbara
(Foto: Claudia Reshöft)

Die Liebe zu dem, was er tut, wurde ihm in die Wiege gelegt. Mirco wuchs im Veneto auf dem Weingut Garbara (www.garbara.it) zwischen Rebstöcken auf. Sogar während der zwei Jahrzehnte, die er als leitender Angestellter in Brillenindustrie engagiert war, half er bei Ernte und Pflege am Steilhang. Als sein Vater Ambrogio die schwere und gefährliche Arbeit nicht mehr allein bewältigen konnte, kehrte Mirco zurück. Mit dem Ehrgeiz, einen Prosecco superiore zu schaffen, wie er nie dagewesen war. Als er aufs Ganze ging und einen seiner ohnehin trockenen Cartizze von jeglichem Restzucker befreite, meinte ein Freund: „Den kannst du nicht verkaufen!“ Mirco Grotto aber war überzeugt: „Wenn man einen Wein macht, den man liebt, findet man auch seine Klienten.“ Und die stehen Schlange, denn von seinem Garbara Zero werden nur 6.000 Flaschen pro Jahr abgefüllt. https://garbara.it/de/

Die alten Weinstöcke der
Sorelle Bronca

Das Weingut der Schwestern Antonella und Ersiliana Bronca, nur wenige Kilometer vom Cartizze entfernt, erscheint mit seinen
25 Hektar im Vergleich mit Garbara wie ein Riese. In der Produktionshalle glänzen Edelstahltanks, Kühlaggregate surren und chromblitzende Rohrleitungen pumpen den Most von einem Tank in den anderen. Prosecco-Erzeugung ist eine Hightech-Produktion, so viel ist klar. Dem voraus geht jedoch die Arbeit im Weinberg, die in der gesamten DOCG-Region (www.prosecco.it) ausschließlich von Hand bewältigt wird.

Die Schwestern Bronca im Keller des Weinguts (Foto: C. Reshöft)

Antonella fährt mit mir in die Hügel von Colbertaldo. Zu Fuß geht es steil bergan, vorbei an Felsabbrüchen, die den kalk- und mineralhaltigen Boden erkennen lassen. Antonella streicht mit der Hand durch das dichte Weinlaub und greift nach einer Glera-Traube, die ein paar Wochen später zu goldgelben Beeren gereift sein wird. „Diese Weinstöcke sind über 40 Jahre alt und bringen eine exzellente Qualität hervor“, sagt sie. Und die ist gerade gut genug für ihren mehrfach prämierten Prosecco superiore, der so heißt wie die Parzelle auf der wir soeben stehen: Particella 68.

Flasche Prosecco vom Weingut Sorelle Bronca
Ausgezeichneter Proseco: Particella 68 (Foto: C. Reshöft)

Allein unter Männern

Es war nicht vorgesehen, dass Antonella und Ersiliana einmal den Familienbetrieb übernehmen würden. „Wir gehören zu einer Generation, in der Frauen eine Ausbildung machten, heirateten und Kinder bekamen. Die Handlese im Weinberg, die Vinifikation – das war Männersache“, erinnert sie sich. Aber dann starb der Vater vor 25 Jahren plötzlich. Für Antonella und ihre Schwester war es keine Frage: Wir machen weiter. Anfangs hatten die Frauen es schwer, sich in der Männerdomäne zu behaupten. Über die Jahre haben sie aber mit Feingefühl und viel Verstand so fein ausbalancierte Prosecchi Superiore geschaffen, dass es den männlichen Kollegen Respekt abnötigt. Mittlerweile reist Antonella als Botschafterin ihres Weinguts, aber auch für die gesamte DOCG-Region zu Symposien und Kongressen. Denn in der Heimat des Proseccos wird nicht nur perlender Spumante superiore gekeltert, auch stille Weine in Rot und Weiß, die so charakteristisch sind wie das Land. http://www.sorellebronca.com/

Prosecco-Hügel von Coneglanio-Valdobbiadene
Die lieblichen Hügel von Conegliano-Valdobbiadene sind die Heimat des Proseecco superiore. Die UNESCO hat die Landschaft nahe Venedig zum Weltkulturerbe erklärt

Ein Hauch Sommerfrische

Liebliche Hügel, über die das nahe Meer beständig eine leichte Brise sendet. Eine überbordende Flora und Fauna. Dazwischen schmiegen sich pittoreske Städtchen, Burgen, Schlösser und Klöster. Es ist kein Wunder, dass die wohlhabenden Venezianer die Region einst als ihren Garten für die Sommerfrische betrachteten. Mittlerweile gehören die lieblichen Hügel, die Heimat des Proseccos, zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Diese kulturelle Vielfalt zu erhalten, die Böden zu schonen und Gutes besser zu machen statt mehr vom weniger Guten – das haben sich die Weinbauern vorgenommen. Dies ist auch ein Ziel von Federico Ricci vom Landgut Le Fade (www.lefade.com) bei Susegana. 

Federico Ricci: Rocker mit einer Schwäche für Rote

Weinbauer-Sprössling Federicco Ricci im Weinberg
Federico Ricci vom Weingut Le Fade (Foto: Claudia Reshöft)

Mit Hipster-Bart und „Jesus looks like me“ auf dem von der Arbeit angegrauten weißen T-Shirt steigt der Spross des Großgrundbesitzers Luca Ricci samt Cocker-Hündin Uva (ital. für „Traube“) in den Jeep. In rasantem Tempo jagt er über die Straße. An einem Waldstück öffnet sich ein schmiedeeisernes Tor,. Weiter geht es über Stock und Stein durch ausgedehnte Weinhänge. Etwas versteckt verbirgt sich hinter einer Böschung ein Refugium des Ricci-Imperiums. Unterhalb eines Felsens sind vor wenigen Jahren junge Weinstöcke gepflanzt worden. An ihren Füßen sammeln sich Beikräuter. Hin und wieder bückt sich Federico, um Ampfergewächse mitsamt der Wurzel herauszuziehen. „Wir experimentieren zurzeit mit einer anderen Form der Bodenbearbeitung. Das wilde Kraut zwischen den Zeilen wird untergepflügt, denn es nimmt den Reben Nährstoffe und Oberflächenwasser weg. Der Vorteil gegenüber chemischer Unkrautbekämpfung ist: Im Boden fördert das Grün die Humusbildung. So bleiben die nützlichen Insekten und Bodenbakterien erhalten. Das kommt auch unseren Weinen zugute“, meint Federico. 

Salute, Spumante superiore!

Am Abend eines langen Tages lädt er uns noch auf ein Glas in die Halle des Landguts Le Fade ein. Wir stoßen am Kamin mit einem perlenden, extra trockenen DOCG-Prosecco aus den eigenen Weinbergen an – was sonst. Wir prosten uns noch mit einem stillen, harmonisch-rundem Roten an, einem Merlot namens Baúsk. Auch dessen Heimat liegt in den Hügeln zwischen Conegliano und Valdobbiadene, wo es noch viel zu entdecken gibt. Deshalb sage ich an dieser Stelle: Salute, Spumante superiore!

Strandkorb-Geflüster-Autorin Claudia Reshöft mit Freundin Renate und einem Glas Prosecco
In bester Gesellschaft: Claudia Reshöft mit Freundin Renate und Prosecco (privat)

Mehr Reisegeflüster findet ihr hier:
https://www.strandkorb-gefluester.de/reise-gefluester/

Unterwegs in der Prosecco-Region

Autorin Claudia Reshöft (rechts) mit Freundin Renate auf Vespas von Rent Dolomiti
Auf der Vespa durch die Heimat des Proseccos (Foto: privat)

Die verschwiegenen Straßen und romantischen Städte erschließt man sich am fröhlichsten auf einer original italienischen Vespa. Super Service und geführte Tagestouren findet ihr bei Paolo Serravallo von Rent Dolomiti in Vittorio Veneto. www.vesparentdolomiti.it

Taxi Oriana
Mit Oriana auf Prosecco-Tour

Wer eine ausgedehnte Prosecco-Tour plant, sitzt besser nicht selbst am Steuerrad. Taxi-Königin Oriana kennt die besten Güter und die schönsten Strecken der Region. 5 Stunden, bis zu 6 Personen, 160 €, Tel.: +39 3404227040, http://www.orianancc.it

Noch mehr Genussadressen:
Weingüter & Restaurants

Weingüter

Außergewöhnlich und kompromisslos sind die Raritäten
von Silvano Follador auf dem Weingut Follador https://silvanofollador.it/

Die Villa Sandi mit ihren Spitzen-Prosecchi gehört zu den großen, mehrfach ausgezeichneten Erzeugern der Region. http://www.villasandi.it

Bei Marchiori lassen sich die für den DOCG-Prosecco verwendeten Trauben in Reinform probieren. www.marchioriwines.com

Restaurants

Tizianos Kräuterkreationen in dem zauberhaften Ristorante
Al Capitello in Tarzo sind einfach göttlich! www.ristorantealcapitello.com

Ein Garten wie im Paradies: Sternerestaurant La Corte mit dem Bistro La Cantinetta in Follina. www.lacortefollina.de

Fische und Meeresfrüchte in Vollendung werden im Ristorante
Ai Laghi
(Auf Facebook ailaghi@yahoo.it) in Revine Lago serviert. 

Das Interieur bezaubernd, die Küche gehoben bodenständig in der Osteria al Castellettoin Pedeguarda. www.alcastelletto.com

Hotels – zum Übernachten schön!

Zauberhafte Zimmer mit Aussicht und Pool im
Relais d’Arfanta in Tarzo. ANMERKUNG: Aufgrund der Covid-19-Situation ist der Saisoneröffnungstermin verschoben. Reservierung auf Anfrage http://www.relaisdarfanta.it

Schwelgen in venezianischer Opulenz in der
Villa Abbazia in Follina. http://www.hotelabbazia.it

Direkt neben dem ehrwürdigen Kloster in Follina liegt das
Dei Chiostri. www.hoteldeichiostri.com

Nicht verpassen!

Webmuster in der Textilweberei Lanificio Paoletti
Fundgrube für Textil-Liebhaber: die Lanificio Paoletti (Foto: Claudia Reshöft)

Ein Besuch in der traditionsreichen Textilweberei Lanificio Paoletti in Follina mit ihrem kleinen Museum ist für alle Liebhaber wunderbarer Stoff ein absolutes MUSS. www.lanificiopaoletti.it

Kategorien
Reise-Geflüster

Reise nach Ulten:
Ein Tal voller Schätze

Das Ultental ist meine Berg-Heimat. Ich bin gleich mehrere Male dort gewesen. Und so manches Mal hat mich der Fotograf Peter von Felbert begleitet, von dem die meisten Fotos auf dieser Seite stammen (https://felbert.de).

Mysthisch: der Zoggeler Stausee (Foto: Claudia Reshöft)

Wer ins Ultental reist, landet in eine Sackgasse. Womöglich ist das der Grund dafür, dass dieser beschauliche Flecken in Südtirol sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Im Osten steigen mit Lärchen bewaldete Felswände steil auf. Im Westen schmiegen sich jahrhundertealte Höfe und Häuser an sonnige Hänge. In der Mitte sammelt sich das Wasser des Flusses Falschauer im türkisfarbenen Zoggler Stausee, der 1995 ein Dutzend der einst schönsten und ältesten Ultener Höfe unter sich begrub.

Noch heute wird die vom Massentourismus verschonte Region geprägt von kleinbäuerlicher Kultur und von der Liebe der Menschen zu ihrem Land. Denn was sie verbindet, ist die Besinnung auf althergebrachte Traditionen, der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen, und der achtsame Genuss.

Auf Sisis Spuren

Am Eingang des Tals, etwa elf Kilometer südwestlich von Meran, liegt das Dorf St. Pankraz. Unser Weg führt ins drei Kilometer entfernte Mitterbad, das Anfang des 19. Jahrhunderts wegen seiner eisen- und magnesiumhaltigen Heilquellen zu den bekanntesten Bädern im deutschsprachigen Raum gehörte. Zu den prominenten Gästen zählten Reichskanzler Otto von Bismarck, Kaiserin Elisabeth von Österreich, die Brüder Heinrich und Thomas Mann. Letztgenannter beendete hier seinen Roman über die Buddenbrooks. Von der einstigen Pracht ist aber nichts übriggeblieben. Seit 1919 wechselten mehrfach die Besitzer, was dazu führte, dass das Badehaus und sämtliche Nebengebäude mittlerweile komplett verfallen sind. Dennoch lohnt sich ein Abstecher durch die stille, wildromantische Bergwelt bis zur Quelle im Marauntal.

Es ist Zeit für einen kleinen Mittagsimbiss auf dem Raffeinhof, gut zwei Kilometer oberhalb von St. Walburg. Was in dem gemütlichen, kleinen Buschenschank aufgetischt wird, stammt ausschließlich aus eigener Produktion: die Butter, das Fleisch, der der Speck – und die sensationellen Dinkel-Brotklee-Nocken.

Alles Gute kommt aus Ulten

In St. Walburg pulsiert im Eggwirt (www.eggwirt.it) das Herz des Dorfes. Hier versammeln sich Einheimische zu Bier und Wein. Kein Wunder, denn hier geht es so urig zu wie vor 600 Jahren – eine so lange Tradition hat der Eggwirt, der einst als Thingstätte diente. Die originale „Eckstube“ von 1611 wirkt so gemütlich, dass man am liebsten gar nicht mehr aufstehen mag. Erst recht nicht nach der Terrine vom Ultner Ziegenkäse mit feinem Gselchten vom heimischen Rind auf einem Salatbett.

In der Backstube Ultner Brot

Im Haus gleich nebenan wird früh aufgestanden. Richard Schwienbacher knetet in der Backstube den Teig für Vollkornbrote aus selbst angesetztem Sauerteig. Denn was in der Bäckerei Ultner Brot (www.ultnerbrot.it) in den Ofen kommt, wird nach guter alter Handwerkstradition aus naturbelassenen Zutaten hergestellt. Bestes biologisches Getreide wie Weizen, Roggen, Dinkel und Kamut wird kurz vor dem Verarbeiten in der eigenen Steinmühle gemahlen. Dazu kommt reines Quellwasser aus den Ultner Bergen, gewürzt wird mit mineralstoffreichem Steinkristallsalz. Oder, wie beim traditionellen Ultner Brot zusätzlich noch mit Fenchel, Kümmel und Brotklee.

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen

In St. Walburg ist der Hofladen Kräuterreich Wegleit zu finden, in dem sie die ursprünglichsten Produkte der Region anbietet: selbst hergestellte Cremes und Salben, sowie Kräutertees für jede Befindlichkeit und Laune. Wer mehr über die Naturlebensschule von Waltraud Schwienbacher (https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/04/07/die-frau-die-ein-ganzes-tal-veraendert-hat/) erfahren möchte, dem sei eines ihrer Seminare (www.kraeuterreich.com) empfohlen.

In Kuppelwies betreibt das Label Bergauf (bergauf.it) einen Showroom. Dort wird nach streng nachhaltigen Kriterien Wolle von Ultner Bergschafe zu Wohnaccessoires, Teppichen, Matratzen und Bekleidung verarbeitet.

Gutes zum Mitnehmen

Was man aus den Zweigen von Lärche, Weide und Haselstrauch machen kann, zeigt der Bauer und Korbflechter Erhard Paris von der Moritzhöhe. Er flicht mit Engelsgeduld und Fingerfertigkeit Körbe und Dekorationsobjekte auf so meisterliche Weise, dass der Bozener Star-Designer Matteo Thun auf ihn aufmerksam wurde.

Ein paar Kilometer weiter bergan geht’s auf den Bio-Hof Unterschweig. Dort stellen Anna und Alois Berger hocharomatischen, würzigen Bergkäse her. Anna Berger würzt ihre Laibe mit Kräutern wie Oregano, Bockshornklee, Goldmelisse oder Kornblumen von den eigenen Kräuterterrassen. Ich entscheide mich für den „Blütenzauber“, setze mich aufs nächste Bänkchen, packe das Ultner Schüttelbrot aus und gönne mir eine wohlverdiente Jause. Und mit einem Mal fühlen wir uns dem Himmel ganz nah.

Kontakt

Raffeinhof: E-Mail raffeinhof@gmail.com

Erhard Paris: Mobil: +39 339 1713897.

Biohof Unterschweig: unterschweig@brennercom.net

Hotel-Tipps

 Lässig-familiär und höchst komfortabel: Hotel Waltershof, www.waltershof.it

Gesundheitsbewusste Genießerküche: Hotel Unterpichl, www.unterpichl.it

Kreativ und nachhaltig: Hotel Schweigl, http://www.hotelschweigl.it