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Strandkorb-Geflüster

Hospiz: Den Tagen mehr Leben geben …

Als Pflegekraft und spätere Pflegedienstleiterin war Beate Rinck mit vielen Situationen konfrontiert, in denen es um das Lebensende von Menschen im Krankenhaus ging. (Mehr dazu findet ihr in dem Protokoll Die Würde des Menschen ist antastbar: https://www.strandkorb-gefluester.de/2020/05/30/die-wuerde-des-menschen-ist-antastbar/?preview=true&_thumbnail_id=973)

Ihre langjährigen Erfahrungen waren für sie Anlass, sich für die Gründung eines Hospizes im ländlich geprägten Ostholstein einzusetzen. Unterstützt durch die AktivRegion Wagrien-Fehmarn e. V. (https://ar-wf.de/home.html) gestaltete sie Arbeitskreise, in denen Mitdenker das Konzept festzurrten. Ein Jahr später wurde der Förderverein Hospiz Wagrien-Fehmarn e.V. (https://www.hospiz-ostholstein.de/) gegründet. Seither ist die Heringsdorferin in der Region unterwegs, um für ihr Anliegen zu werben. Warum sie das macht, hat sie mir beim gemeinsamen Strandkorb-Geflüster http://www.strandkorb-gefluester.de erzählt.

Beate Rinck wirbt auch in Vorträgen für die Anliegen des Fördervereins Hospiz Wagrien-Fehmarn. Das Sterben ist für manche Zuhörer ein heikles Thema, auf das sie mit Unsicherheit reagieren. Sie sagt dann meistens: „Keine Sorgen, man stirbt nicht schneller, nur weil man über den Tod spricht.“ Schon redet es sich leichter.
Liebe Beate, du machst dich für die Gründung eines Hospizes in Ostholstein stark. Was unterscheidet ein Hospiz von der Palliativstation eines Krankenhauses?

Zunächst einmal ist die Palliativstation einer Klinik eine ganz normale Station in einem Krankenhaus, also können das auch Mehrbettzimmer sein. Allerdings ist diese Abteilung personell besser aufgestellt, und die pflegerische und medizinische Versorgung ist intensiver als auf den anderen Stationen. Alle Ärzte und das Pflegepersonal haben eine palliative Zusatzausbildung. Eine palliative Behandlung im Krankenhaus bedeutet , dass dort Patienten untergebracht sind, die mit Schmerzmedikamenten versorgt  und mit ihren Symptomen eingestellt werden und mit ihrer Erkrankung durchaus noch ein, zwei Jahre leben können. Andere Patienten sind dort in den letzten Tagen oder Wochen bis zu ihrem Lebensende. Ein würdiges Ende ist dem Behandlungsteam sehr wichtig.

Und was ist das Besondere an einem Hospiz?

Die letzte Sterbephase ist ein intimer Vorgang, der von den Menschen am Lebensende sehr unterschiedlich erlebt wird, es geht um Ängste, um Sorge um die Zurückbleibenden, aber auch dem Bedürfnis nach Ruhe, Erlösung und manchmal auch noch um Klärung von Ungesagtem. Oft sind die allerletzten Tage gekennzeichnet von einem hohen Schlafbedürfnis. Anders als im Krankenhaus unterstützt ein sehr persönlich gestalteter und geschützter Rahmen Sterbende darin, ihre Emotionen ausleben zu dürfen und sich vom Leben zu lösen.

Wie muss ich mir das genau vorstellen?

Im Gegensatz zum Krankenhaus bezeichne ich ein Hospiz gern als eine Art schönes Gesundheits-Hotel für Menschen in der allerletzten Lebensphase. Da dürfen persönliche Bilder an den Wänden sein, viel Farbe und Pflanzen. Dort darf gegebenenfalls sogar der geliebte Hund oder die Katze zu Besuch kommen. Vor allem aber können die Angehörigen auf Wunsch mit im Zimmer schlafen oder in einem Gästezimmer. Kurz gesagt: In einem Hospiz geht fast alles. Es ist zwar ein Ort zum Sterben, an dem das Leben aber nicht aufhört, mit allem was dazu gehört: die Angst und Tränen, aber auch die Fröhlichkeit und Freude über die Blumen oder die Enkelkinder, die zu Besuch kommen.

Das klingt beinahe so, als wäre es wie zu Hause …

Ja, zu Hause sterben zu dürfen, wünschen sich die meisten Menschen. Doch dieser Wunsch geht nur für wenige in Erfüllung. Denn je nach Schwere der Erkrankung stehen viele Fragen im Raum: Gibt es jemanden, der mich versorgen kann? Ist der Partner emotional stabil genug, um diesen manchmal schweren Weg mitzugehen? Kann ich von den Aufgaben ablassen, die im gewohnten häuslichen Umfeld zu besseren Zeiten auf mich gewartet haben? Denn bei manchen Menschen verhindert allein ein Blick in den Garten, in dem die Stauden jetzt unbedingt noch beschnitten werden müssten, das notwendige Zur-Ruhe-kommen, dass man zum Loslassen braucht. Das Unerledigte kann zur Belastung werden. Und auch die Sorge um die geliebten Menschen, die man zurücklassen muss. Im Hospiz erfahren die sterbenden Gäste aber, dass wir uns nicht nur für sie, sondern uns auch um ihre Angehörigen kümmern, auch über den Tod hinaus.

Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Tage zu geben,
sondern den Tagen mehr Leben

Das Credo des Fördervereins Hospiz Ostholstein – ein Zitat von Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizbewegung
Wie wird die Betreuung im Hospiz gewährleistet?

Die Versorgung wird von den Mitarbeitenden mit einer palliativpflegerischen Zusatzausbildung übernommen. Unterstützt werden diese von Sozialarbeit, Physiotherapie und Servicepersonal. Die ärztliche Versorgung erfolgt durch Hausärzte und Palliativmediziner. Nach ihren individuellen Behandlungsplänen orientieren sich die Pflegenden. Bei Bedarf werden ärztliche Visiten durchgeführt, eine ständige ärztliche Anwesenheit wie in Krankenhäusern ist in Hospizen aber nicht üblich. Ein ganz wichtiger Baustein sind die ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer, ohne die die den sterbenden Menschen zugewandte Arbeit kaum zu leisten ist.

Was macht nach deiner Erfahrung den Menschen das Sterben leichter?

Schmerzfreiheit und Freiheit von quälenden Symptomen wie Angst, Luftnot oder Erbrechen. Die Lieblingsmusik. Ein Blick ins Grüne. Die Gesellschaft geliebter Menschen oder ihrer Tiere. Wohlige Kindheitserinnerungen, die als Wunsch wiederkehren, etwa nach einem Stück Erdbeerkuchen. Das Beibehalten von kleinen Ritualen – und sei es der Eierlikör am Vormittag um 11 Uhr. Ein Leitsatz der Palliativmedizin lautet: „Der Sterbende ist der Dirigent“. Also werden seine Wünsche erfüllt – auch wenn die Gäste den Kuchen dann doch nicht aufessen können oder eigentlich nur einmal am Gläschen schnuppern wollen.

Der Sterbende ist der Dirigent

Ein Leitsatz der Palliativmedizin
Um Sterbenden das zu ermöglichen, sammelt euer Förderverein Spenden. Wofür genau benötigt ihr das Geld?

Insgesamt werden ca. 4 Millionen Euro benötigt, wobei 25 Prozent bestenfalls über Fördermittel des Landes SHchleswig-Holstein übernommen werden. Der restliche Betrag muss über Spenden und Kredite finanziert werden. Von daher ist jeder Cent ein Baustein für das Hospiz.

Wo soll euer „Gesundheits-Hotel zum Lebensende“ denn entstehen?

Im östlichen Teil Holsteins sind bisher sind stationäre Hospize in Kiel und Lübeck zu finden. Die ländliche Region in Wagrien und auf der Insel Fehmarn, der Bereich bis Plön und nach Süden bis Neustadt sind also komplett unterversorgt. Wir wünschen uns einen Standort, der gut erreichbar ist und haben, auch in Absprache mit dem Sozialministerium, Oldenburg in Holstein in den Fokus genommen. Dort haben wir aktuell ein Grundstück in Aussicht, das ideale Voraussetzungen bietet. Es liegt am Stadtrand von Oldenburg und wäre perfekt geeignet. Es wäre groß genug, um zehn bis zwölf Gästezimmer mit Terrasse und Angehörigenapartments zu bauen und bietet einen wunderbaren Ausblick über die Wiesen. Wäre das nicht wunderbar?!

Mehr Infos zum Förderverein und Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Mitarbeit

https://www.hospiz-ostholstein.de/

Ihr möchtet spenden?

Förderverein Hospiz Wagrien-Fehmarn e.V.

Sparkasse Ostholstein
IBAN: DE92 2135 2240 0179 2254 95
BIC: NOLADE21HOL

Volksbank Ostholstein Nord-Plön eG
IBAN: DE65 2139 0008 0000 2998 12
BIC: GENODEF1NSH

Weitere Angebote zum Hospizdienst in Ostholstein

Beistand am Lebensende, https://www.beistand-am-lebensende.de

Hospizinitiative Eutin e.V., http://hospizinitiative-eutin.org

Hospizverein Preetz e.V., https://hospizverein-preetz.de/

Hospizverein Lütjenburg e.V., https://hospizverein-luetjenburg.de

Elisabeth Krankenhaus Eutin, https://www.sek-eutin.de

SAPV im östlichen Holstein, http://sapv.online

Palliatvnetz im östlichen Holstein e.V., http://www.palliativnetz-östliches-holstein.de